Filmkritik zu "Daniel Richter“: Ein Freigeist in einer Welt voller Widersprüche

Filmkritik zu "Daniel Richter“: Ein Freigeist in einer  Welt voller Widersprüche
Pepe Danquarts Doku über den gefragten Künstler feiert die Malerei und erzählt einiges über die Kunstwelt an sich

Er ist das, was man eine coole Socke nennt: Daniel Richter wirkt mit 60 noch immer wie ein zerzauster Slacker-Typ aus den 1990er-Jahren. Er hat sich scheinbar nicht vom Kommerz oder der Überzeugung der eigenen Großartigkeit einfangen lassen. Er ist ein „lustiger Typ, der auch mal Quatsch reden kann“, sagt sein Ex-Studienkollege Jonathan Meese – zugleich spricht Richter klarsichtig und reflektiert über die Kunst, die Welt und seine Rolle darin.

Filmkritik zu "Daniel Richter“: Ein Freigeist in einer  Welt voller Widersprüche

Luxuriös zerzaust

Trotzdem bleiben einige Widersprüche bestehen: Kann ein ehemaliger Punk Bilder malen, die bei Auktionen sechs- und siebenstellige Preise erzielen? Ist die Lässigkeit, mit der Richter zwischen Atelier, Museumsausstellungen und Vernissagen tänzelt, das Lebensgefühl einer zeitgenössischen Bohème oder doch nur eine Spielart der Privilegiertheit?

Das filmische Porträt, das Pepe Danquart zusammenstellte, lässt über solche Fragen nachdenken, ohne sie zu beantworten.

Formal ist der Film eine klassische Künstler-Doku, die auf den kreativen Prozess fokussiert: Gemeinsam mit zwei Papageien blickt die Kamera über Richters Schulter, lässt erspüren, wie der Maler zwischen gegenständlichen Formen und abstrakten Farben und Linien um Bilder ringt, die irgendwie „gültig“ sind.

Ob die Malerei als Medium dafür noch taugt, fragt sich Richter selbst oft. Es wird aber doch klar, dass die Konstellation von Farbe und Leinwand einen Reichtum an Möglichkeiten eröffnet, dem unendlich viel Energie – und Potenzial zur Verzweiflung – innewohnt. Als kritischer Theoretiker tritt hier Richters Künstlerfreund Tal R auf: Er trägt dazu bei, dass der Film nicht nur viel über Richter, sondern auch über Kunst an sich erzählt. Sammler und Händler bleiben dagegen blasse Figuren. Womit die Frage, für wen Kunst gemacht wird, ebenfalls im Raum stehen bleibt.

Daniel Richter. D 2022.118 Min. Von Pepe Danquart. Mit Daniel Richter, Jonathan Meese.

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