Filmkritik zu "One Battle After Another": Revolution ist sexy

Ein Mann und eine Frau liegen im Bett, zwischen ihnen ein Baby.
One Battle After Another. Paul Thomas Anderson bietet nicht nur großes Kino, sondern auch einen politisch relevanten Film über die aktuellen Zustände in den USA.

Von Susanne Lintl

Der Blick bleibt an den Wimpern hängen: den schwarzen Haaren am Oberlid, aus denen jeweils zwei extralange Wimpern herausragen. Sie gehören zu einer Dame namens Perfidia Beverly Hills und verleihen dieser bei jedem Augenaufschlag eine unverschämte Sexyness. Als wäre der Rest dieser Frau nicht aufregend genug.

Teyana Taylor, die eigentlich aus der Musikbranche kommt, ist nicht nur der neue Star bei Paul Thomas Anderson, sondern die heißeste Revolutionärin seit Che Guevara. Wild wie eine Raubkatze sorgt sie als Revolutionärin Perfidia auf der Leinwand für Schnappatmung. Selbst den ultrarechten Colonel Steven Lockjaw (Sean Penn), Rassist bis auf die Knochen, macht die schwarze Rebellin heiß.

Am Puls der (Un-)Zeit

„One Battle After Another“ ist das Meisterwerk des an guten Filmen nicht armen Paul Thomas Anderson („There Will Be Blood“, „Boogie Nights“, „The Master“). Ein Fast-drei-Stunden-Hybrid aus Action, Revolutionsepos, Elterndrama und anarchischer Politkritik. Rund um eine Widerstandsgruppe namens „French 75“ entfaltet Anderson ein Panoptikum an skurrilen Begebenheiten, die auf den ersten Blick retro scheinen, aber bei genauerem Hinsehen den aktuellen Zustand der US-Gesellschaft beschreiben. Alt-Revoluzzer wie der kiffende und im „Big Lebowski“-Bademantel daherschlurfende Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio) treffen auf ultrarechte Militaristen, die Migranten jagen. Der Kampf zwischen Linken und rechten Ultras wirkt unheimlich real.

Ein Mann steht mit gefesselten Händen.

Sean Penn in "One Battle After Another" von Paul Thomas Anderson.

Ferguson hat sich, nachdem er seine besten Jahre hinter sich gebracht hat, in einem Wüstenkaff verkrochen und widmet sich – neben dem Kiffen – der Erziehung seiner Tochter Willa, deren Mutter Perfidia abgetaucht ist. Auf Trab bringt Bob erst der Plan Lockjaws, Willa zu entführen.

Ist DiCaprio brillant, so ist doch Sean Penn das Ereignis des Films. Er liefert eine umwerfende Performance als General, der mit rasiertem Haar, stocksteifer Haltung und schnarrender Stimme seine Agenda durchzieht. Lockjaw wirkt im Auftritt lächerlich, ist dadurch aber umso bedrohlicher.

Anderson adaptierte lose Thomas Pynchons Roman „Vineland“, der in der Reagan-Ära angesiedelt ist und klar zeigt, dass Nationalismus und Rechtspopulismus sich in der US-Geschichte in Wellen erheben – aufpeitschend und wieder abebbend. Möge die nächste Ebbe rasch kommen.

INFO:  USA 2025. 161 Min. Von Paul Thomas Anderson. Mit Leonardo DiCaprio, Sean Penn, Benicio del Toro.

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