Filmkritik zu "Mr. No Pain": Ein Bankangestellter, der keine Schmerzen kennt

Schmerzbefreit: Nate Quaid in „Mr. No Pain“
Von Gabriele Flossmann
Nate, der schüchterne, dürre stellvertretende Geschäftsführer einer örtlichen Bank, ist in eine der Angestellten verknallt. In Sherry – und sie ist das genaue Gegenteil von ihm: Temperamentvoll, extrovertiert und kokett. Sie ist die Erste, die Nate aus seinem Schneckenhaus locken kann. Und noch dazu in ihr Bett. Nach einer leidenschaftlichen Nacht ist er wie ausgewechselt. Die erste, die seine Verwandlung zu spüren bekommen, sind Räuber, die in Weihnachtsmannkostümen und mit gezogenen Waffen die Bank stürmen. Dass sie mit Bargeld, hätte Nate noch hingenommen. Aber sie nehmen auch Sherry mit – als Geisel.
Was folgt, ist eine Verfolgungsjagd quer durch die Stadt mit zahlreichen Boxenstopps mit Schusswechseln, geballten Fäusten, Sprengfallen, Verbrennungen und Blut. Womit aber die Räuber und Geiselnehmer nicht gerechnet hatten: Nate kann aufgrund einer genetischen Störung seines Nervensystems keinen Schmerz empfinden. Diese Eigenschaft scheint ihn zum idealen Actionhelden zu machen – bis man erfährt, dass er sich für den Toilettengang alle drei Stunden einen Timer stellen muss, weil er auch nicht fühlt, wenn seine Blase voll ist. Noch dazu ernährt er sich ausschließlich von Flüssigkeiten, weil er bei fester Nahrung auch seine Zunge zerbeißen könnte. Als Bankangestellter hatte Nate unter seinem Zustand gelitten, aber wenn er quasi „in Action“ ist, könnten sich seine Gegner anschnallen. Denn dann wird Nate zum sprichwörtlichen Indianer, der ja bekanntlich keinen Schmerz kennt.

Mr. No Pain": Nate Quaid als Actionheld
Auf jeden Fall sind die Folgen von Nates Schmerzlosigkeit fürs Publikum bisweilen schwer mitanzusehen, denn die Brutalität bricht nur selten vor den Momenten ab, in denen man sich in stellvertretend zusammenkrampft. Was aber unnötig ist, wie einem zunehmend klar wird, weil Nate die Schläge und Verletzungen zwar zugefügt werden, er sie aber nicht erleidet, was die daraus resultierende Action bisweilen sogar urkomisch macht. Hautabschürfungen und knackende Knochen müssen nicht nur für das Gemisch für Humor und Action herhalten, sondern auch für die Struktur der Geschichte. Für Rückblenden und Verweise auf Nates Kindheit.
Leider bleibt die Chemie zwischen Nate und Sherry, dem Objekt seiner neuerwachten Begierde Sherry, hinter den Erwartungen einer Seifenoper zurück. Dass die Liebesgeschichte roboterhaft und banal konzipiert ist, ist völlig in Ordnung – das trägt zur Komik des Films bei –, aber man vermisst doch den Funken zwischen den Hauptdarstellern, um auf der emotionalen Ebene abgeholt zu werden. Jack Quaid – der Sohn von Dennis Quaid und Meg Ryan erfindet in dieser Rolle zwar das Rad des charmanten Trottels nicht neu, aber er fügt eine Prise Coolness hinzu.
INFO: USA/KAN/ZAF 2025. 110 Min. Von Dan Berk, Robert Olsen. Mit Nate Quaid, Amber Midthunder.
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