Horror-Schocker "Keeper": Allein im Wald - und doch nicht allein

46-220353642
Langsam sich anschleichender Psycho-Horror von "Longlegs"-Regisseur Osgood Perkins.

Von Gabriele Flossmann

Der Horrorfilm von Regisseur Osgood Perkins erzählt von einem romantischen Ausflug eines Paares, der in einen Albtraum kippt.

Liz und Malcolm reisen in eine abgelegene Hütte im Wald. Plötzlich verschwindet Malcolm, und Liz bleibt allein zurück. Sie spürt aber, dass sie nicht allein ist – auch eine unheilvolle Präsenz macht sich in dem geheimnisvollen Haus bemerkbar.

Mit atmosphärischer Bildsprache und beklemmendem Sounddesign baut Perkins hohe psychologische Spannung ohne blutige Schock-Elemente auf. Die Größe des Hauses lässt sich kaum einschätzen, weil Räume, Türen und sogar Treppenhäuser stets im Verhältnis zu der Person inszeniert werden, die sich darin aufhält – was die unheimliche Atmosphäre nur noch verstärkt.

Hier zeigt sich auch die Stärke des Films: Das Haus wirkt wie eine eigene Figur, die durch eigenwillige Perspektiven auf die zahlreichen Fenster oder die Feinheiten der Lüftungsanlage eine eigen(artig)e Persönlichkeit erhält. Bei dieser Ausgangslage ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Dinge schiefgehen.

Aber dieser Film führt seinen Horror so beiläufig ein, dass man fast schon gelangweilt ist. Malcolms und Liz’ erstes Abendessen wird von Malcolms nervigem Cousin Darren und seiner Begleitung Minka unterbrochen. Liz fühlt sich sichtlich unwohl in Darrens Gegenwart, will aber Malcolm den Abend nicht verderben – weshalb sie zwar ihren Ärger, aber kaum etwas vom Essen hinunterschluckt. Nachdem die ungebetenen Gäste gegangen sind, besteht Malcolm darauf, dass Liz ein Stück vom übrig gebliebenen Schokoladenkuchen isst. Obwohl sie Schokolade verabscheut, tut sie es – und wie in „Alice im Wunderland“ setzt dieser Akt des Essens die übernatürlichen Ereignisse der Geschichte in Gang.

Gegen Ende seines Films besinnt Osgood Perkins plötzlich auf sein wahres Horror-Genre und entfesselt die lange angedeuteten Schreckensmomente zu einem Showdown. Diese Entfesselung hätte sich wie eine echte Belohnung angefühlt, hätte die etwas langsam – um nicht zusagen: langatmig – erzählte Story nicht eine andere Erwartungshaltung aufgebaut. Stattdessen wirken die letzten Augenblicke, in denen Perkins seiner Fantasie freien Lauf lässt, eher wie eine Katharsis nach einer meditativen Yoga-Sitzübung auf dem Kinosessel.

 Seine Gabe für eine bissige Mischung aus Humor und Grauen, die der Regisseur bereits in Polizeithrillern wie „Longlegs“ unter Beweis gestellt hatte, kommt erst spät zum Tragen. Dabei hätte die Prämisse dieses Horror-Dramas ein gefundenes Fressen für den Regisseur sein können, um seine subversiven Eigenheiten schon von Anfang an auszuleben. Aber zum Glück wird der Film dank visueller Highlights und gutem Schauspiel nie langweilig. So ist es etwa faszinierend zu sehen, wie sich das Gesicht von Liz innerhalb kürzester Zeit von Sanftmut über Angst zu Wahnsinn wandeln kann. Kurz gesagt: Guter Horror für Geduldige.

INFO:  KAN/USA 2025. 99 Min. Von Osgood Perkins. Mit Tatiana Maslany, Rossif Sutherland. 

Kommentare