Filmkritik zu "Dracula - Die Auferstehung": Christoph Waltz als Vampir-Exorzist

Christoph Waltz mit einem Vergrößerungsglas.
In Luc Bessons prächtiger Dracula-Verfilmung geht Christoph Waltz auf Blutsauger-Jagd.

Von Gabriele Flossmann

Eines der wohl am häufigsten verfilmten literarischen Werke ist Bram Stokers Gruselgeschichte über den Grafen Dracula. In den vergangenen hundert Jahren durfte der Vampir schon in vielerlei Gestalten über die Kinoleinwände dieser Welt geistern. Vom blutsaugenden Horror-Dracula über den feinen Dandy bis hin zum Mädchenschwarm. Nun hebt Luc Besson den guten alten Blutsäufer aus der Giftküche des Horrorkinos, zum tragischen Übermenschen, der an den Festen des Himmels rüttelt.

Ist dieser Dracula gut oder böse? Das ist bei vielen von Luc Bessons Protagonisten gar nicht so leicht zu beantworten.  Der Film, zu dem der französische Regisseur selbst das Drehbuch geschrieben hat, beginnt im 15. Jahrhundert mit einem Kreuzzug, den der rumänische Prinz Vlad II. gegen die Feinde der Christen führen soll. Er fordert dafür vom Papst, er solle Gott dazu verpflichten, seine Frau Elisabeta vor den Muslimen zu schützen.  Als er siegreich von der Schlacht zurückkehrt, ist Elisabeta tot. Vlad schwört auf blutige Weise Gott und der Kirche ab – und wird dafür mit ewigem Leben bestraft. Danach verwandelte sich „Vlad“ in „Dracula“.  In einen Vampir, der bereit ist, seine Rache an der Welt zu nehmen. Außerdem will er die ihm auferlegte Ewigkeit dazu nützen, um wie ein Besessener nach der Wiedergeburt seiner immer noch heißgeliebten Elisabeta zu suchen.  Doch nach einigen Jahrhunderten erfolglosen Suchens ist „Dracula“ alt und gebrechlich geworden, der das Blut, das er braucht, aus gefangenen Ratten quetscht. Bis er sich vier Jahrhunderte später in Frankreich ein unwiderstehliches Parfum brauen lässt. Bei einem exzessiven Fest, dessen Choreographie zu den Höhepunkten des Films gehört, wenden sich schöne junge Männer und Frauen wenden nach dem Träger des betörenden Geruchs zu.  Mit biegsamen Hälsen, in die Dracula genüsslich beißen darf. Ihr Blut wird zum Jungbrunnen für den gealterten Vampir. In einer der jungen Frauen glaubt er, seine große Liebe wiederzuerkennen. 

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Caleb Landry Jones als Dracula.

Gespielt wird Dracula alias Prinz „Vlad“ von Caleb Landry Jones, der schon in Luc Bessons „Dogman“ im blutgetränkten Drag-Outfit als Herr(chen) über Hunderte von Hunden eine faszinierend-irritierende Figur machte. Den liebenden Romantiker hat er aber nicht wirklich drauf. Schauspielerisch zur Seite steht ihm Christoph Waltz. Als „Priester“, der sich mit Vampiren auskennt, und plant, die vermeintliche Elisabeta zu benutzen, um an Dracula heranzukommen.  Als Vampir-Exorzist zieht Waltz alle Register, die man seit den „Inglorious Basterds“ kennt und schätzt. Mit jener Mischung aus Eleganz und Ironie, die man inzwischen fast schon von ihm erwartet.  Luc Bessons Herzschmerz-Geschichte rund um einen liebestollen Vampir ist zwar nicht im Spitzenfeld der bisherigen Dracula-Filme, aber auf jeden Fall prächtig anzuschauen.

INFO: F 2025. 129 Min. Von Luc Besson. Mit Caleb Landry Jones, Christoph Waltz.

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