Filmkritik zu "Direct Action": Mosaik einer Umwelt-Aktivistengruppe

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Kntemplative Doku über französische Aktivisten und Umweltschützer, die den Bau eines Flughafens verhinderten

Von Gabriele Flossmann

Zunächst fühlt man sich im Film wie beim Zuhören einer Rede, bei der jeglicher Kontext fehlt. Er beginnt mit einem Close-up auf eine riesige Wanne, in die weißes Pulver rieselt, gefolgt von Wasser. Nach Minuten erst beginnt der Brei seine Identität zu zeigen:  Hier wird in großer Dimension Brotteig mit bloßen Händen angerührt. Danach ein minutenlanger Blick auf einen Aussichtsturm mit Windrädchen. Ähnlich fragmentarisch reiht sich Tableau an Tableau: Bis sich das filmische Mosaik zu einem Bild der Umwelt-Aktivistengruppe ZAD zusammenfügt.  Zu einer „zone à défendre“ gegen ein Flughafenprojekt nahe Nantes, das im Jahr 2010 verhindert wurde.

Über mehrere Jahre wehrten sich die Aktivistinnen und Aktivisten gegen die Bebauung. 2018 wurden die Entwicklungspläne schließlich aufgegeben. Doch dann beanspruchten die Behörden in mehreren gewaltsamen Anläufen wieder die Hoheit über das autonome Gebiet. In langen, fast meditativen Sequenzen beobachten die Regisseure Ben Russell und Guillaume Cailleaut die vor Ort engagierten Menschen bei Acker- und Holzarbeit, bei ihrer Demo-Vorbereitung und bei der Konfrontation mit der Polizei. In einer Spiralbewegung formen sich die Arbeitsalltage einer kollektiven Gemeinschaft zum gemeinsamen Widerstand gegen den kommerziellen Ausverkauf von Lebensgrundlagen. Ein kontemplativer Film, der bisweilen die Augenlider schwer machen kann. Es lohnt sich daher, wenn man ausgeschlafen ins Kino geht. 

INFO: F/D 2024. 216 Min. Von Ben Russell und Guillaume Cailleaut.

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