Filmkritik zu "Die Natur der Liebe“: Was Sex mit Liebe zu tun hat

Erotischer Funkenflug: Komödie über „Die Natur der Liebe“
Eine Komödie über Ehe und Seitensprünge, die manchmal auch unter die Gürtellinie zielt.

Von Gabriele Flossmann

Wie der Titel bereits verrät, versucht die kanadische Schauspielerin und Regisseurin Monia Chokri, die Natur der Liebe zu entschlüsseln. Am Beispiel einer Philosophieprofessorin, die auf eine Berufung an eine Universität wartet und währenddessen Senioren über die unterschiedlichen Theorien über Liebe, Sex, Begehren und Leidenschaft unterrichtet. Ihr Ehemann ist ihr langweilig geworden. Er ist ihr zwar intellektuell ebenbürtig, aber als die „Frau Professor“ einen attraktiven Handwerker kennenlernt, sprühen erotische Funken. Und es bleibt nicht beim One-Night-Stand. Das Leben bringt ihr bei, dass sie ihren Senioren-Studenten über die Liebe viel Unsinn verzapft hat.

Die Sexszenen wirken – auch wegen einiger rotzig-geiler Gags – wie eine heteronormative Persiflage auf Erotikkomödien der 1990er-Jahre. Aber welche Art von Partnerschaft zieht die Frau Professor vor? Eine, die den Kopf, oder eine, die den Unterleib befriedigt?

Die Alpha-Männchen-Manier des Handwerkers, gepaart mit Hausverstand statt Bildung und Benehmen, wirkt auf sie auf Anhieb unwiderstehlich. Er verkörpert das Klischee von einem sexuell potenten Vertreter des Proletariats. Den zugeschriebenen Mangel an formeller Bildung setzt die Regisseurin – die selbst in einem Cameo-Auftritt erscheint – nicht nur mit fehlendem Intellekt gleich, sondern auch mit rechtspopulistischen Ressentiments.

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Pierre-Yves Cardinal als sexy Handwerker: "Die Natur der Liebe"

Rechtes Proletariat

Der Film hat bei seiner Festival-Premiere in Cannes das Publikum gespalten. Während er für die einen stellenweise zu tief unter die Gürtellinie zielte, feierten ihn die anderen als moderne Form einer Screwball-Comedy über „erwachsene Themen“ wie Sex im Alter, Liebe und letztlich auch über Liebe und Demenz. Und die Frage, ob Sex und Intelligenz einander ausschließen.

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Magalie Lépine Blondeau erforscht als Philosophieprofessorin die Natur der Liebe

Chokri schafft es, für die diversen Fragestellungen Interesse zu wecken. Die Darstellung der kulturellen Kollision, wie sich das linksliberale Intellektuellen-Milieu am rechtsgerichteten Proletariat reibt, geht allerdings gar zu lustig mit diversen Vorurteilen um. Eine Konversationskomödie mit unverblümten Dialogen ist vielleicht doch nicht der richtige Film über diese Ernst zu nehmenden Themen.

INFO: F 2023. 112 Min. Von Monia Chokri. Mit Magalie Lépine Blondeau, Pierre-Yves Cardinal.

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