Filmkritik zu "Die Farben der Zeit": Vergnügliche Ahnenforschung

Suzanne Lindon als Adèle Meunier, die ihre Mutter in Paris sucht.
Von Gabriele Flossmann
Die Kriminalkomödie spielt in zwei Jahrhunderten. Sie folgt den Abenteuern von Adèle, einer Frau aus der französischen Provinz, die Paris an der Schwelle zur Belle Époque erkunden will. Sie entdeckt eine Stadt an der Schwelle zur Moderne, die mit dem Aufkommen der Fotografie und der impressionistischen Malerei die Kreativität der neuen Avantgarde beflügelt.
Der zweite Handlungsstrang dreht sich um ihre Nachkommen im Jahr 2024. Vier Cousins und Cousinen, die allesamt sehr unterschiedliche Leben führen – bis sie entdecken, dass sie eine mysteriöse Familiengeschichte verbindet. Während der Teil des Films, der im Jahr 1895 spielt, auch historische Figuren wie Sarah Bernhardt und Félix Nadar einbezieht, leidet die zeitgenössische Ebene ein wenig an unterentwickelten Charakteren und klischeehaften Betrachtungen darüber, wie sehr heutzutage alle von ihren Smartphones und viralem Ruhm besessen sind.
Der moderne Strang des Films verwandelt sich in eine Detektivgeschichte, als eine Gruppe von bis dahin einander fremden Menschen ein gemeinsames Erbe antritt. Ein der Erbmasse befindet sich auch ein Porträt von Adèle, das offenbar von einem berühmten Künstler geschaffen wurde. Gemeinsam versuchen sie zu erforschen, welche Verbindung Adèle zu einer so bedeutenden Figur der französischen Kunst hatte. Der Höhepunkt ist eine amüsante Sequenz, in der die Gruppe Ayahuasca einnimmt – ein Mittel, mit dem sich die Ureinwohner des Amazonas-Gebiets bei religiösen Zeremonien in einen Trance-Zustand versetzten. Die Nachfahren von Adéle verschlägt es durch diesen Drogenkonsum in die Vergangenheit. In dieser Sequenz gewinnt der Film viel Humor aus der Interaktion der Gruppe aus dem 21. mit Figuren des 19. Jahrhunderts. Der Höhepunkt ist Célines Flirt mit Victor Hugo. Der Film wirft zudem einen zynischen Blick auf die europäische Globalisierung, die auch aus der Kunst in erster Linie Kapital schlagen will. Der Film will das Publikum (insbesondere die Generation Z) dazu bringen, über die eigene Beziehung zu Geschichte und Kunst nachzudenken, die Handys wegzulegen und die Welt um sich herum zu erkunden.
INFO: F 2025. 124 Min. Von Cédric Klapisch. Mit Suzanne Lindon, Julia Piaton.
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