Filmkritik zu "Die Bonnards - malen und lieben": Künstlerin, keine Muse
Ein Künstler sucht eine Muse: "Die Bonnards - malen und lieben"
Von Gabriele Flossmann
In seiner Malerei widmete sich der Franzose Pierre Bonnard der Darstellung lichtdurchfluteter Interieurs, weiblicher Akte und bukolischer Landschaften. Zu seinen künstlerischen Vorbildern zählte der Postimpressionist Paul Gauguin, von dem er den opulenten Einsatz kräftiger Farben übernahm. Nach der Mitte seines Lebens nahm seine Kunst noch einmal eine unerwartete Wendung. Das liegt an einer Frau: Marthe de Méligny, die sich selbst gerne als Adelige inszeniert, stellt sein Leben auf den Kopf. Er erkennt sie als seine Muse und bildet sie immer und immer wieder ab. Am Ende entstehen von Marthe mehr als 140 Gemälde und 700 Zeichnungen.
Sie gibt sich jedoch nie mit ihrer Rolle als Muse zufrieden. Sie will selbst Kunst schaffen. Pierre kommt damit nicht sonderlich gut klar und muss sich zunehmend die Frage stellen, wer hier eigentlich welche Rolle ausfüllt. Bonnard wusste also nicht nur Glücksmomente, sondern auch seelische Abgründe abzubilden.
Warum der schon zu seinen Lebzeiten ziemlich berühmte Bonnard schließlich von Pablo Picasso zur bedeutungslosen Randfigur der Kunstgeschichte abgestempelt hat, war lange ein Rätsel, das dieser Film auch nicht lösen kann. Dass es an der größeren Begabung seiner Muse Marthe lag, ist - nach diesem als Künstlerporträt eher unentschlossen wirkenden Film – eher auszuschließen.
INFO: F/BEL 2023. 122 Min. Von Martin Provost. Mit Cécile de France, Vincent Macaigne.
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