Filmkritik zu "Das tiefste Blau": Nicht reif für die Altenkolonie

Eine alte Frau am Steuer eines Bootes, hinter ihr steht ein Mann.
Eine alte Frau lässt sich nicht in die Seniorenkolonie abschieben und nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.

Von Susanne Lintl

Ein Orden wird Tereza umgehängt – die 77-Jährige ist nun „Lebendes Nationalerbe“. Sie ist das in einem faschistischen Staat, der Alte als lästigen Ballast behandelt, der die letzten Lebensjahre in abgelegenen Seniorenkolonien abhängen muss. Tereza lässt sich das nicht gefallen: Sie haut ab, schafft es mit einem Privatflugzeug ins Amazonasgebiet. Reklamiert sich dort auf einen alten Holzkahn und holt sich ihr Leben zurück. Neue beste Freundin inklusive.

Der Film des brasilianischen Regisseurs Gabriel Mascaro ist ein betörender Trip durch ein dystopisches Land, das sich die Schönheit seiner Natur für die Heilung der Menschen zunutze macht. Die Bilder sind intensiv: Blaue Schnecken kriechen durch den Urwald und erzeugen mit ihrem Schleim bunte Halluzinationen. In Dschungel-Spielhöllen eskaliert die Gewalt.

Kurs auf ein neues Leben

Mittendrin in dieser Szenerie ist Tereza (großartig: Denise Weinberg), die sich in ihrem neuen Leben sichtlich wohlfühlt. Ein cineastischer Befreiungsschlag.

INFO: BRA/CL/NL 2025. 86 Min. Von Gabriel Mascaro. Mit Denise Weinberg,

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