Barbera soll Venedig-Direktor bleiben

Alberto Barbera dürfte Venedig vorerst erhalten bleiben. Sein Bleiben war mit der Frage verknüpft worden, ob die Biennale einen neuen Präsident bekommt.
Auch der Biennale-Präsident Baratta soll für ein drittes Mandat im Amt bleiben .

Nach dem Ende der 72. Filmfestspiele in Venedig zeichnet sich eine Amtsverlängerung für Festivaldirektor Alberto Barbera und für Biennale-Präsident Paolo Baratta ab. Der Biennale-Aufsichtsrat plane eine Mandatsverlängerung für die beiden um ein Jahr, berichtete die römische Tageszeitung Il Messaggero am Montag. Die Filmfestspiele sind Teil der Biennale für zeitgenössische Kunst, finden aber jedes Jahr statt.

Am 19. Dezember läuft das Mandat des Biennale-Aufsichtsrats sowie das zweite vierjährige Mandat Barattas als Präsident aus. Für Baratta ist von einem dritten Mandat die Rede, berichteten italienische Medien.

50.000 Besucher

Baratta zog eine positive Bilanz des am Samstag zu Ende gegangenen Festivals. 50.000 Besucher verzeichnete die diesjährige Ausgabe, das waren 3.000 mehr als im Vorjahr. 2.720 Journalisten wurden akkreditiert, 42 Filme wurden täglich gezeigt. Die Kosten des Festivals betrugen 13 Millionen Euro. Zufrieden ist auch der italienische Kulturminister Dario Franceschini. Das Festival habe sich wieder einmal als prestigereiche Vitrine für qualitätsreiche Filmproduktionen bestätigt. Die Filmauswahl Barberas wurde auch in der internationalen Presse gelobt.

Keine Buhrufe trübten die Preisverleihung der 72. Filmfestspiele in Venedig, obwohl die Wahl der Sieger für alle Beobachter sehr überraschend kam. Im Vorfeld der Preisverleihung hatten sich kaum klare Favoriten herauskristallisiert – und auf den Newcomer aus Venezuela, Lorenzo Vigas, hätte wohl niemand sein Geld verwettet.

Vigas (Jahrgang 1967) gewann mit seinem Debütfilm "Dede allá/From afar" den Goldenen Löwen. Sein verhaltenes Drama, das von einem älteren Mann in Caracas und seiner erotischen Beziehung zu einem jüngeren Mann erzählt, überzeugte die cinephile Preis-Jury – wenn auch nicht alle Filmkritiker.

Vigas hatte für seinen Erstling potente Unterstützung erhalten: Der Mexikaner Guillermo Arriaga, der mit Scripts wie "Amores Perros" oder "21 Grams" heutigen Star-Regisseuren wie Alejandro Iñárritu zu Ruhm verhalf, schrieb am Drehbuch mit, Prominente wie Schauspieler Edgar Ramirez ( "Carlos") traten als ausführende Produzenten auf.

König von Schweden

Auch der Silberne Löwe ging nach Lateinamerika, und zwar an den renommierten Argentinier Pablo Trapero und sein "El Clan". Diese Entscheidung stieß auf gewisse Verwunderung, nachdem "El Clan" allgemein nicht als Traperos bestes Werk eingeschätzt wird. Tatsächlich aber erzählt er seinen Thriller um eine scheinbar respektable Familie, die im Geheimen Kidnappings unternimmt, effektvoll packend.

Der Präsident der Jury, Alfonso Cuarón ("Gravity") ist selbst Mexikaner und wies bei der Abschluss-Pressekonferenz die Vermutung zurück, er hätte sich für Südamerika besonders starkgemacht ("Ich hätte auch König von Schweden sein können").

Mit dem Großen Preis der Jury an den Stop-Motion-Animationsfilm "Anomalisa" von Charlie Kaufman und Duke Johnson wurde zumindest ein Favorit gewürdigt. Hätte man Jennifer Jason Leigh, die ihre Stimme an eine der Puppen verlieh und diese mit einem unglaublich nuancierten Charakter ausstattete, den Preis für Beste Schauspielerin gegeben – das wäre wirklich radikal gewesen.

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