Ein Haus des Wissens und der Zerstörung
Der bisher bekannteste Künstler, der auf der polynesischen Insel Samoa lebte und dort 1894 starb, kam aus Europa und ist in der westlichen Welt als Robert Louis Stevenson und Autor von "Die Schatzinsel" bekannt.
Bis heute gibt es auf der Insel im südwestlichen Pazifik mit rund 200.000 Einwohnern kein Theater. So zieht es den auf Samoa geborenen Theatermacher Lemi Ponifasio oft nach Europa, um seine Stücke zu zeigen. Im Festspielhaus St. Pölten stellen Ponifasio und sein Ensemble MAU "The Crimson House" erstmals in Europa vor.
Theater als Leben
Wie fand Ponifasio zum Theater? "Als Kind hatte ich keinen Zugang zum europäischen Theater. Tradition hat für mich keine große Bedeutung. Für mich ist das Theater ein Weg, das Leben intensiv zu erfassen, mit Kunst, Religion, Philosophie. Das Theater ist das Leben an sich."
Nach dem Studium der Philosophie und Politikwissenschaften ging Ponifasio 1995 nach Auckland und gründete sein eigenes Theater mit Menschen, die keine ausgebildeten Schauspieler und Tänzer sind: "Mir ist die Persönlichkeit wichtig. Ich möchte das Brillante im Menschen zeigen. Starre Formen schränken mein Theater ein."
Diese Kerntruppe, die in Auckland in einer Community lebt, ist in allen Stücken Ponifasios dabei,
Ist sein Theater politisch? "Jede Kreation ist politisch. Mir geht es nicht um Macht oder Politik, sondern um die Existenz des Menschen an sich. Die wahre Macht liegt in der Entscheidung des Individuums. Jede Person ist eine Kultur, die Form ist Ausdruck jeder einzelnen Kultur. Es geht um das Fühlen und Erleben der Existenz."
"The Crimson House" verbindet einen samoanischen Mythos mit der weltweiten Gegenwart. "Das rote Haus wurde den Menschen von Göttern geschenkt. Doch die Götter beobachten seither alles. Rot steht auch für das Blut der Toten, das Haus wird zum Zentrum des Wissens und der Zerstörung."
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