Festival Retz würdigt Benjamin Britten

Eine Gruppe von Darstellern in Kostümen steht auf einer Bühne und jubelt.
Das Festival "Offene Grenzen" spielt zu Brittens 100. Geburtstag die Kirchenoper "Der verlorene Sohn" und bietet wieder ein dichtes Musik- und Literaturprogramm.

Das Festival Retz "Offene Grenzen" 2013 widmet sich dieses Jahr dem 100. Geburtstag des englischen Komponisten und Dirigenten Benjamin Britten. Seine Kirchenoper "Der verlorene Sohn" bildet den Auftakt der Veranstaltungsreihe mit der Premiere am 4. Juli in der Kirche St. Stephan.

Es ist bereits der dritte Teil einer Trilogie von "Parables for Church Performance" aus der Feder des britischen Komponisten: "Für uns war klar, dass wir zu seinem 100. Geburtstag den finalen Part spielen", begründete Intendant Alexander Löffler die Rückkehr des Festivals zu den Anfangsjahren. Das Stück bedient sich des biblischen Gleichnisses vom verlorenen Sohn aus dem Lukas-Evangelium. "Wir halten uns streng an die englische Originalfassung. Die Musiker sind Bestandteil des Stücks und daher kostümiert", versprach Schüller.

Bis 14. Juli folgen Konzerte und Lesungen. Zentrale Themen des diesjährigen Festivals sind Generationskonflikt, Verlust, der Umgang mit dem Verlust nahestehender Menschen, verlorene Kindheit und vergeudete Jugend. Als weiterer musikalischer Höhepunkt steht erneut ein Nachtkonzert des Merlin Ensemble Wien im Hof des Dominikanerklosters am 6. Juli auf dem Programm. Schon einen Tag davor versammelt der österreichische Bariton Günter Haumer unter dem Titel "Songs of Travel" Lieder von Ralph Vaughan Williams, Franz Schubert und Ferruccio Busoni.

Großer Unbekannter

Eine Gruppe von fünf Personen posiert für ein Foto in der Nähe eines Fensters.
Dem weithin in Vergessenheit geratenen Komponisten Joachim von Burck widmet sich dasVienna Vocal Consortam 13. Juli in der Dominikanerkirche. Burck gilt als Schöpfer der ersten deutschsprachigen Johannespassion und somit als Wegbereiter von Johann Sebastian Bach. Unter dem Titel "Warum hast du mich verlassen" kombiniert das Wiener Vokalensemble Kompositionen von Burck mit jenen von Caspar Othmayr und Wolfgang Figulus.

Das Symphonische Blasorchester Retz gastiert am selben Tag mit dem Programm "Sommerkonzert" in einer neuen Spielstätte, im Hof des Schlosses Gatterburg.

Einen Tag vor dem Festivalende wird die Tradition des seit bereits acht Jahren bestehenden "Aufeinander Zuwanderns" in Kooperation mit dem Musikfestival Znojmo hochgelebt. Am Hl. Stein, ein Platz an der Grenze zu Tschechien, findet ein gemeinsames Konzert mit dem Zymbalorchester Antonin Stehlik statt.

Verführerisches Literaturprogramm

Porträt eines Mannes mit grau meliertem Haar.
In den Literaturveranstaltungen wird unter dem Motto "Verführungen und Verlockungen" vermehrt Augenmerk auf das "Gefühl der Versuchung" gelegt, hieß es. Burgschauspieler Martin Schwab erzählt am 5. Juli gemeinsam mit dem Merlin Ensemble Wien im Programm "Faust" die wohl bekannteste Begebenheit zu diesem Thema. Faust-Texte aus vier Jahrhunderten werden dabei beleuchtet, u.a. von Christopher Marlowe, Hermann Hesse und Nikolaus Lenau. Das Vater-Sohn-Thema wird am 6. Juli in einer Lesung von Emil Hakl aus seinem Roman "Regeln des lächerlichen Benehmens" weiter gezogen.

Raoul Schrott erzählt am 7. Juli vom unermesslichen Schmerz des Hinscheidens eines geliebten Menschen in "Das schweigende Kind". Autor Josef Haslinger widmet sich am 12. Juli der unermesslichen Liebe einer Tochter zu ihrem sterbenden Vater nach dem Roman "Jachymov". Den Literaturreigen schließt Martin Horvath mit einer Lesung aus seinem Buch "Mohr im Hemd" ab, die Geschichte der verlorenen Kindheit eines Asylwerbers.

INFO: Festival Retz, 4. bis 14. Juli, Tel. 02942/22 23-52
www.festivalretz.at

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