"Fast & Furious Six": Der Mann ist, was er fährt

Was erwartet man von „Fast & Furious Six“? Richtig. Einen Start-Ziel-Sieg von Auto-Action, die fast, furios und vor allem rasend ehrliches proletarisches Kino ist. Ganz wie es bei den Vorgängermodellen der Fall war. Und ja, die Hauptrollen spielen wie immer hochtourig. Nein, nicht Vin Diesel. Obwohl, der natürlich auch, aber noch mehr als er: sein Dodge Granger. „Er ist die Seele der Hauptfigur“ (Regisseur Justin Lin). Und wenn der Dodge also die Seele ist, was sind all die anderen muscle cars dieses Films? Ganz zu schweigen von Panzern , die diesmal auffahren? Sind sie der Bizeps oder doch Tiefergelegtes?
Auch in der sechsten Runde ist der Mann hier, was er fährt. Nissan oder Dodge, Plymouth oder Porsche. Das wird, zumindest darüber fährt die Eisenbahn, nie ironisiert. Aber so überlebensgroß ernst genommen, dass es immer wieder Spaß mit Gas ist. Der Film ist Kurven und Motoren, Aufheulen und Abbremsen, Karosserie und Frauen. Mit High Heels lassen sie die Four Wheels lauter quietschen als so mancher Mann. Gleichberechtigung hinter dem Steuer? „Fast & Furious“ hat das vollzogen.
Wiederauferstehung
Mit einer Wettfahrt zu einem Fest beginnt der Film ganz familiengerecht, wie Teil 5 zuletzt endete. Auch hier entfaltet sich wieder der etwas glatte Gutmenschenfilm unter den Autodieben. Man hat sich als Familie gefunden. Oder, wie Vin Diesel sagt: „Selbst, wenn einer die Familie verlässt, die Familie verlässt ihn nie.“ Gemeint ist nicht IHN, sondern SIE: Denn Letty, in Teil 5 gestorben, darf wiederauferstehen. Allerdings mit Gedächtnisverlust. Sie kann sich an nichts erinnern und auch nicht, dass sie zu Vin Diesel gehört. Weshalb sie für die Bösen arbeitet. Diese aber „schlagen zu wie Donner und verschwinden wie Rauch“, um den Polizisten (Dwayne Johnson) zu zitieren. Weshalb er Vin Diesel und sein Team ansetzt.
Ja, die Kriminellen arbeiten diesmal im Auftrag der Polizei gegen Kriminelle. Denn: „Wenn man einen Wolf jagen will, braucht man dafür andere Wölfe.“ Gut und Böse gibt es nicht mehr, nur mehr Gut und Besser oder Bös und Böser. Der (böse) Wolf will jedenfalls vom Militär eine neue Waffe stehlen, der (gute) Wolf Vin Diesel soll’s verhindern. Das endet, wie es es enden muss: mit rasendem Showdown und Kurzauftritt von Jason Statham. Am Ende sitzt die Autodieb-Familie brav um einen Tisch, reicht sich die Hände und betet. Hotpants wären besser gewesen. Testosteron-Kino ist hier doch etwas weichgespült.
KURIER-Wertung: **** von *****
INFO: Fast & Furious Six USA 2013. 110 Minuten. Von Justin Lin. Mit Vin Diesel, Paul Walker.
Wem die Sympathie gehört, ist von Anfang an klar. Das ist bei Peter Kern, dem Enfant-terrible-Doyen des österreichischen Films, eindeutig: den Außenseitern, den Schwächeren in der Gesellschaft. Denen, die gegenüber den Ellenbogenausfahrern und Gierhälsen immer den Kürzeren ziehen. Also zockt hier ein sympathischer Nachwuchsgauner namens Hans (der junge Johannes Nussbaum bekam dafür den Diagonale-Preis) reiche Leute ab. Hans hat auch einen triftigen Grund, warum er das tut: Er hat keine Eltern mehr und jüngere Geschwister sowie die kranke Oma zu ernähren. Mit dem Onkel Fritz – herrlich schlitzohrig: Josef Hader – dreht Hans Leuten mit Geld falsche Diamanten an. Und verliebt sich ganz nebenbei in die Tochter eines G’stopften.
Ganz leicht und ohne Wut kommt dieser Kern daher, dem man zwar sein Super-Low-Budget ansieht, der aber trotzdem gut unterhält. Mit einem Touch Robin Hood und viel Teenie-Amore sowie kleinen Geschmacklosigkeiten wie einem lauten Pups des reichen Herrn. Peter Kern scheint altersmilde zu werden. Und lustig. Diamantenfieber - Oder kauf dir einen bunten Luftballon.
KURIER-Wertung: **** von *****
INFO: A 2012. 74 Min. Von Peter Kern. Mit J. Nussbaum.
Mutter und Sohn.Am Anfang monologisiert die Mutter über einen Mann (ja, in diesem Film wird viel, sehr viel gesprochen). Dass er eine andere hätte, nicht mehr nach Hause käme und überhaupt nicht das tue, was sie erwarte. Doch am Ende ist es nicht ihr Ehemann, von dem sie da redet. Es ist ihr Sohn.
Wenig später wird dieser Sohn von Ende 20 (im Film sieht er viel älter aus) einen Unfall haben, ein Kind überfahren und bei der Polizei landen. Die Mutter wird hinrasen, versuchen, die ehrliche Aussage ihres ständig wie paralysiert wirkenden Sohnes zu ändern, Polizisten und Zeugen bestechen. Nach und nach entblättert sich dabei das schwierige Verhältnis zwischen Mutter und erwachsenem Sohn.
Ein Sohn, der seine Mutter – warum auch immer – nicht liebt. Eine Mutter, die den Sohn aber über alle Maßen liebt und verhätschelt. Ganz dem Trend des neuen rumänischen Kinos folgend (angeführt von Cannes-Sieger Cristian Mungiu) lässt Regisseur Calin Peter Netzer die Handkamera unruhig schwanken, als sollten wir alle nicht so genau hinschauen. Wohl um jene Authentizität zu erzeugen, die das rumänische Filmwunder ausmacht (dabei ist er in Stuttgart aufgewachsen). Mehr stilistische Ruhe täte hier gut. Herrscht doch hier weniger Realismus als reines Schauspielkino vor. Das allerdings ist beeindruckend: Luminita Gheorghiu spielt die ringende Mutter beherzt und bewegend. Eine Frauenfigur wie sie sieht man viel zu selten im Kino. Eine Geschichte wie diese auch. Beides die größten Stärken dieses Berlinale-Siegers. Nebenbei zeichnet der Film ein Bild der rumänischen Gesellschaft, das wir schon kennen: voller Korruption, Geldgier und Verlust an Menschlichkeit.
KURIER-Wertung: **** von *****
INFO: RO 2013. 105 Minuten. Von Calin Peter Netzer. Mit Luminita Gheorghiu.
Romanze: Auch die Argentinier haben ihre romantischen Komödien: Ein Phobiker und Computer-Nerd lebt im Hochhaus (von Buenos Aires) neben einer Schaufenster-Dekorateurin im Trennungsschmerz. Seit Jahren sucht sie in dem Wimmelbuch „Findet Walter“ denselben. Bis sie diesen in der Stadt endlich in Gestalt des Nachbarn von nebenan findet (rot-weiß gestreift angezogen, weißer Hund an der Leine) müssen einige andere Menschen geküsst werden, es wird geschwommen und neue Fenster werden in alte Mauern gebaut.
Visuell origineller, sehr amüsanter, junger Wohlfühl-Film über die große Liebe.
KURIER-Wertung: **** von *****
"Schulden G.m.b.H."Doku: Inkassobüros, Gerichtsvollzieher und Auktionshäuser leben davon, dass anderen das Geld ausgeht. Eva Eckert zeigt in dieser ambitionierten Doku, wie es läuft: das Geschäft mit den Schulden.
KURIER-Wertung: **** von *****
"Die Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte"Kinderfilm: Hexen, Frösche, Wölfe und eine sehr Grimm-ige Heldin: herzige deutsche Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuches.
KURIER-Wertung: *** von *****
"The Christening "Arthaus: Preisgekröntes Kino aus Polen rund um einen jungen Familienvater, dessen Leben aus den Bahnen gerät, als sein alter Freund wieder auftaucht und gleich mal ein Auto stehlen will.
KURIER-Wertung: *** von *****
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