Events: Die Schlacht am Wiener Kunstbuffet

Events: Die Schlacht am Wiener Kunstbuffet
Im Kampf um Aufmerksamkeit tauschen Händler, Auktionshäuser, Galeristen und Museen teils die Rollen

In New York wurde in der Nacht auf Donnerstag ein Gemälde des US-Künstlers Ed Ruscha um mehr als 52 Millionen US-$ verkauft: Damit ist der Künstler an jener Spitze der Marktpyramide angekommen, die nur selten Neuankömmlinge aufnimmt.

Gerhard Richter sitzt seit langem da oben, David Hockney kam im Vorjahr dazu.

Wien liegt auf der Pyramide etliche Etagen weiter unten, doch auch hier ist das Gefälle steil. Um Künstler nach oben zu hieven und das Abrutschen anderer zu verhindern, darf die Kette jener Unterstützer nicht abreißen, die Steine zur Baustelle hieven, sprich Kunst wertschätzen und auch kaufen.

Events: Die Schlacht am Wiener Kunstbuffet

Nicht versäumen!

Die heute, Freitag, eröffnende „Vienna Art Week“ und die noch bis Sonntag laufende „Art & Antique“-Messe in der Hofburg sind exemplarische Veranstaltungen, mit denen die Branche Publikum auf die Beine bringt. Doch die scheinbar klar abgezirkelten Events – da die Woche aktueller Kunst mit Atelierbesuchen und Diskussionen, dort eine Messe des klassischen Kunsthandels – sind starkem Wandel unterworfen. Denn wer die Sammler von morgen sind, ist ebenso in Schwebe wie die Frage, wer die Kunst, die bisher den Markt dominierte, morgen kaufen wird. Grenzen zwischen Generationen und Kennerzirkeln weichen in diesem Prozess auf.

Events: Die Schlacht am Wiener Kunstbuffet

Die „Art & Antique“ hat sich Themenschwerpunkte – etwa auf Kunst von Frauen und auf Jubilare wie Maria Lassnig und Arnulf Rainer – verordnet. Händler Alexander Giese – selbst damit betraut, einen etablierten Betrieb in die nächste Generation zu führen – widerspricht dem Eindruck, der Handel würde sich nur an Museumsprogramme anhängen: „Manche Impulse für die Museen gehen von uns aus“, sagt er.

Händler und Historiker

Die Expressionismus-Schau des Leopold Museums (bis 20.4.2020) wäre etwa ohne das Zutun der Galerie Beck & Eggeling nicht zu Stande gekommen. Das mit den aus Düsseldorf stammenden, seit 2016 in Wien aktiven Galeristen kooperierende Duo Wienerroither & Kohlbacher stellt parallel die im Museum vertretenen Künstler Lyonel Feininger und Paul Klee aus.

Oft erledigen Händler auch kunsthistorische Arbeit, legen Werkverzeichnisse an, vermitteln Leihgaben. Da junge Sammler aber zur zeitgenössischen Kunst tendieren, wird es schwieriger, diesen Aufwand durch Verkäufe zu finanzieren: Die New Yorker Schiele-Expertin Jane Kallir gab daher bekannt, ihre Galerie zu einer Non-Profit-Stiftung umbauen zu wollen.

Auktionshäuser wiederum versuchen, mit thematisch zusammengestellten Auktionen und neuen Schauräumen („im Kinsky “ betreibt in Wien einen solchen) den Anschluss an die Gegenwart zu schaffen. Das Dorotheum ist seinerseits Initiator und Hauptsponsor der „Vienna Art Week“. Geschäftsführer Martin Böhm beteuert aber, dass ein Effekt der Kunstwoche auf die zeitnahen Moderne- und Zeitgenossen-Auktionen (26. – 28.11.) kaum messbar sei: Es gelte, die Position Wiens als Kunststadt zu stärken. Irgendwann kommt aber vielleicht doch ein Stein oben auf der Pyramide an.

INFO & TERMINE

Vienna Art Week: 15.–22. 11.; Offene Ateliers am 16. und 17. 11., danach Vernissagen, Vorträge, Debatten. Programm: www.viennaartweek.at

Messe „Art & Antique“ Hofburg: bis 17. 11.2019. www.artantique-hofburg.at

Ausstellungen:  „Maria Lassnig – vom Über-Mut des Malens“: Galerie Kovacek & Zetter, bis 30. 11. 2019
Feininger, Klee und das Bauhaus“: bis 18. 1. 2020, Galerie Wienerroither & Kohlbacher.

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