Die Früchte einer 30-jährigen Sammeltätigkeit

Das Museum Angerlehner präsentiert sich mit seiner markanten, schwarz-weißen Fassade.
Bei Wels macht Unternehmer Heinz Angerlehner seine Kunstsammlung öffentlich.

Allein, auf einem Sessel im Kunstdepot sitzend, Kaffee nippend und über ein Gemälde meditierend – so ähnlich hat sich Heinz J. Angerlehner, Unternehmer und Gründer der Firma FMT an seiner Kunstsammlung delektiert.

Ein Mann in Anzug posiert neben einer Skulptur, die einen Kopf mit einer Hand darauf darstellt.
Angerlehner Museum, honorarfrei
Diese Tage sind vorbei: Ab Samstag wird er die Früchte seiner 30-jährigen Sammeltätigkeit in seinem eigenen Museum auch mit der Öffentlichkeit teilen. Aus einer ehemaligen Industriehalle am Traunufer des Welser Stadtteils Thalheim (vom Messegelände Wels über einen eigens gebauten Steg erreichbar) wird Österreichs jüngstes Museum für zeitgenössische Kunst.

Der Umbau des Gebäudes erfolgte ab Mai 2012 nach dem Entwurf des Grieskirchner Architekturbüros Wolf und ist recht schlicht ausgefallen. Am Außenbau lässt nur die schwarze Fassadenverkleidung mit glänzenden und matten Paneelen darauf schließen, dass sich in diesem Kasten Besonderes verbirgt.

Größer als Lentos-Halle

Ein Ausstellungsraum mit mehreren Gemälden an den Wänden.
Angerlehner Museum, honorarfrei
Auch innen gilt: Man protzt nicht, sondern setzt auf eine Architektur, die Platz macht für die Kunst. Es gibt klare Linien und eine farbliche Differenzierung zwischen alter und neuer Bausubstanz und – als Erinnerung an die Wurzeln – einen die Ausstellungshalle überspannenden gelben Lastkran, der farblich gut zu den feuerlöscherroten Möbeln (entworfen von Andreas Thaler) passt.

Sonst aber steht die Kunst im Zentrum der Aufmerksamkeit. In der 1200 m² großen Schauhalle („etwas markant größer als die Lentos-Halle“, aber über die Konkurrenz will man ja eigentlich nicht sprechen) im Erdgeschoß stört keine Stütze und kein Pfeiler die Aussicht auf die Gemälde. Dazu kommen vier kleinere Ausstellungsräume im Obergeschoss, die in Wechselausstellungen bespielt werden können.

Doch die Ausstellung ist nicht alles. Wer Besitzer von mehr als 2500 Werken ist, will das auch gewürdigt wissen. Und so ist es das Schaudepot, das Angerlehner als eigentliches „Herzstück“ des Museums ansieht.

Im Erdgeschoß, durch die Glaswände unschwer zu erspähen, befinden sich die 161 beidseitig behängten Register mit etwa 6000 Hängefläche. Bei Bedarf können diese herausgezogen werden, um nicht ausgestellte Werke zu präsentieren.

Lokalpatriotismus

Und was sind es nun für Werke, die sich in Angerlehners Depot verbergen? Es ist eine variierte Auswahl. Von der Malerei des Informel und des Expressionismus über analytischere Formen der abstrakten Malerei bis hin zum konzeptuellen Minimalismus der jüngeren Generationen einerseits und der neuen gegenständlichen Malerei. Trotz internationaler Positionen ein klarer Schwerpunkt auf Österreich – Anzinger trifft auf Hrdlicka, Gironcoli auf Brus, Gasteiger auf Schnur.

Auch aus seinem Lokalpatriotismus macht Angerlehner kein Geheimnis und ist stolz auf seine Oberösterreicher – denen mit Josef Bauer und Patrick Schmierer auch die ersten Sonderausstellungen gewidmet sind.

Das zentral platzierte Lieblingsstück Angerlehners ist eine fünf Meter breite Leinwand von Markus Prachensky. Die wichtigsten Farben des Gemäldes? Feuerlöscherrot und Baukrangelb.

Die Homepage des Museums.

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