Eröffnung der Medientage in Wien
Die Medien als Mittäter: Mit kritischen Worten eröffnete Verleger Hans Jörgen Manstein am Dienstag die Österreichischen
Medientage. An den jüngst aufgedeckten Skandalen, die "die Grundfesten der zweiten Republik erschüttern", seien die Medien des Landes mitschuld: "Statt zu kontrollieren haben sie adoriert, haben Geld und Sachleistungen angenommen und tun es heute noch".
Mitarbeitern würde es an "fachlicher Qualifikation und Akribie fehlen", was den Nährboden entstehen lasse, "auf dem das Geflecht an Korruption und anderen kriminellen Handlungen" gedeihe. Kritisch äußerte sich Manstein auch zur einseitigen Inseratenvergabe der Politik an Boulevardmedien. Viele Medien wüssten nicht mehr, "wozu sie da sind, weil sie nicht mehr wissen, was Tiefe und Reflexion sind". Sacharbeit und Intellekt hätten keinen Platz mehr. "Wir flüchten uns in das Bequeme, um nicht über das Richtige nachdenken zu müssen."
Eine Anleitung, wie es besser gehen könnte, formulierte WAZ -Geschäftsführer Bodo Hombach in Form von acht "guten Vorsätzen" für Qualitätsmedien.
Einer davon: die Kontrolle von Macht. "Ohne Kontrolle durch die von Medien hergestellte Öffentlichkeit wäre die politische Klasse rasch am Ende". Qualitätsmedien müssten auch bereit sein, gegen den Strom zuschwimmen, "ohne sich in die Schmollecke kleiner Zielgruppen zurückzuziehen".
"Qualitätsmedien widersetzen sich dem Trend zur Ereignisdemokratie. Sie wollen keine Inszenierungen, wo es um Inhalte geht." Durch ihre Allgegenwart hätten die Medien einen Einflusszuwachs erreicht, dem "Verantwortung und Selbstkontrolle" entsprechen müssten.
Glaubwürdigkeit
Qualitätsmedien, so Hombachs letzter "Vorsatz", seien mehr wert als sie kosten. Medienforscher in den USA hätten nachgewiesen, dass Werbung in vertrauenswürdigen Blättern profitiert, weil sie dort besser wirkt. Der Wettbewerbsvorteil von Qualitätsmedien bestehe in ihrer Glaubwürdigkeit.
Kritisch äußerte sich Hombach gegenüber dem (deutschen) Gesetzgeber: "Noch immer werden in Deutschland Kooperationsmodelle behindert, obwohl sie die Meinungspluralität nicht gefährden. Dem urwüchsigen Internet stehen die Parlamente zögernd bis hilflos gegenüber."
18. Medientage: Viel Diskussionsstoff
Programm Die 18. Österreichischen Medientage stehen unter dem Motto "Mut". Sie finden bis Donnerstag in der Wiener Stadthalle statt. Unter den Diskutanten und Vortragenden: RTL-Chef Gerhard Zeiler, Stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn, Naturwissenschafter Ernst Ulrich von Weizsäcker
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