Erhelltes Dunkel in durchlässigen Spiegeln: Andreas Duscha im MAK

Erhelltes Dunkel in durchlässigen Spiegeln: Andreas Duscha im MAK
Der Künstler experimentiert mit Möglichkeiten, den Nachthimmel zu fotografieren – und thematisiert die Lichtverschmutzung

 „Ich treibe den Zugang der klassischen Naturfotografie so auf die Spitze, dass etwas komplett Abstraktes dabei herauskommt“, sagt Andreas Duscha. Der Künstler, der mit seinem jüngsten Projekt „Sky Glow“ noch bis 28. März die Souterrain-Galerie des Wiener MAK bespielt, gehört zu jenen, die scheinbar unvereinbare Pole des Kunstsystems zusammenspannen können: Ein durchdachter konzeptueller Zugang trifft bei ihm auf eine Ausführung, in der Materialeigenschaften und -qualitäten eine zentrale Rolle spielen.

In „Sky Glow“ – ursprünglich als Teil des coronabedingt abgesagten Festivals „Foto Wien“ konzipiert – beschäftigt sich Duscha mit den Möglichkeiten, den Nachthimmel zu fotografieren. Dieses Unterfangen wird dadurch verkompliziert, dass nächtliche Finsternis in Gebieten, die nicht fern aller Zivilisation liegen, zur Seltenheit geworden ist: „Lichtverschmutzung“ lautet das Stichwort. Laut einer Studie stört allein die Lichtglocke der Stadt Wien das natürliche Nachtlicht auf einer Fläche von 15.000 Quadratkilometern, die Auswirkungen auf Mensch und Tier werden erst nach und nach erforscht.

Erhelltes Dunkel in durchlässigen Spiegeln: Andreas Duscha im MAK

Antiquiert, doch aktuell

Duscha spannt vor diesem Hintergrund ein Bildprogramm auf, das sich Experimenten mit teils antiquierter, aber konsequent angewandter Technologie verdankt. Da wäre die Serie von vier „Cyanotypien“, die auf die Langzeitbelichtung von vier Leinwänden mit Licht des Wiener Nachthimmels zurückgeht. Die abstrakten Farbgebilde hängen vor einem idealisierten Nachthimmel mit gemalten Sternen.

Auf einer Seitenwand hängen kleinformatige Bilder, die Duscha mit einer Lochkamera an den finstersten Orten Österreichs belichtete. Für die Ausstellungswand gegenüber fertigte der Künstler wiederum selbst Spiegel an, die unterschiedliche Transparenz aufweisen. In die Glasflächen ätzte er schließlich die chemischen Formeln der für den Nachtschlaf verantwortlichen Hormone Serotonin, Melatonin, Adenosin und Tryptophan.

Erhelltes Dunkel in durchlässigen Spiegeln: Andreas Duscha im MAK

Romantisches Sternschauen fällt in dem nicht gerade heimelig gestalteten Ambiente der MAK-Galerie nicht leicht. Den Blick auf scheinbar Natürliches zu verkomplizieren gelingt Duscha aber durchaus: Der Nachthimmel vielleicht durch mehr romantische Weichzeichner verstellt als alle anderen Phänomene. Wenn nun die Apparate der Zivilisation und der Lichtverschmutzung in den Fokus rücken, ist das buchstäblich erhellend. Bis 28.3.

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