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Elena Duni baut Brücken zwischen dem Balkan und Westeuropa
Die albanisch-schweizerische Musikerin tritt beim Wellenklänge-Festival in Lunz am See auf, das heute startet
„Die Japaner haben diese Kintsugi-Tradition. Dabei setzen sie Porzellan-Schalen, die zerbrochen sind, wieder zusammen und kleben die Bruchstellen mit Gold. So müssen wir mit dem Leben umgehen: Was schmerzt, akzeptieren und dann damit wieder in die Freude gehen.“
Mehr dazu wird die albanisch-schweizerische Musikerin Elina Duni bei ihrem Auftritt bei Wellenklänge in Lunz am See am 22. Juli erzählen. Denn das Festival, das von 16. bis 31. Juli stattfindet, steht unter dem Motto „Streben & Sterben“.
Passend dazu gastiert Duni dort mit ihrem Programm „Partir“ („Weggehen“). Dabei mischt die in Klassik und Jazz ausgebildete Musikerin die Traditionen des Balkan mit den westeuropäischen und singt in neun Sprachen.
„Damit will ich Brücken bauen“, erklärt die 30-Jährige im KURIER-Gespräch. „Ich bin in Tirana geboren und kam mit zehn Jahren mit meiner Mutter in die Schweiz. Da musste ich meinen Frieden im Zwiespalt zwischen beiden Kulturen finden. Seither suche ich immer nach neuen Wegen, sie zusammenzubringen.“
Aufgewachsen in einer künstlerischen Familie, hatte Duni ihren ersten Auftritt mit fünf Jahren im Theater ihres Vaters bei einem Kinder-Wettbewerb. Sie erinnert sich gut, dass es ihr „völlig natürlich“ vorkam, auf der Bühne zu stehen. Sie sang als einzige solo, wurde aber nur Dritte. Die Mutter erzählte ihr später, dass die Vergabe der Plätze geschoben war, sie ihren Platz nur bekam, weil sie so gut war, dass man ihr etwas geben musste.
Nie hätte Duni solche Vorfälle damals mit dem kommunistisch-diktatorischen Regime in Verbindung gebracht. „Ich habe keine Restriktionen gespürt, dafür war ich zu jung. Aber nach dem Fall des Kommunismus sind wir sofort weggegangen. Vorher war das nicht möglich. Jeder, der das versucht hat, wurde erschossen. Die Schweiz war dann ein Luxus-Exil. Denn ich war nicht traumatisiert, ich kam nicht aus dem Krieg. Ich war nur sehr einsam.“
Wegen dieser Geschichte will Duni jetzt – nicht nur musikalisch – Brücken bauen. Bei Auftritten engagiert sie sich auch verbal für Gemeinschaft und gegen Rassismus und Ausgrenzung.
In Albanien muss sie das aber auf eine andere Art tun: „Die Menschen dort wissen noch nicht, wie sie zusammenleben sollen. Weil die Gemeinschaft im Kommunismus aufgezwungen war, geht es ihnen noch darum, dass jeder für sich ist und die Freiheit genießt“, sagt sie. „Deshalb spreche ich dort mehr über ökologische Themen. Denn in Albanien gibt es jetzt fünf, sechs Oligarchen, die bauen, wo sie wollen, und machen, was sie wollen. Albanien ist ein kleines Land, das man damit leicht zerstören kann. Aber auch das ist dort ein schwieriges Thema. Denn die Leute haben andere Probleme und verstehen nicht, dass die Zerstörung der Natur direkt mit diesen Problemen zusammenhängt.“
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