Elektronik-Musiker Kenji Araki will fühlen statt beeindrucken
„Clubmusik muss schnell, hart und laut sein, Songwriter-Sounds sanft und empathisch.“ Das sind die musikalischen Konventionen, mit denen Kenji Araki aufgewachsen ist. Als einer der experimentierfreudigsten Elektronikmusiker Österreichs wollte der 25-Jährige für sein zweites Album „Hope Chess“ beides zusammenbringen.
„Wir haben kulturell gelernt, dass in der Musik manche Sachen so und andere so gehören“, erklärt er im Gespräch mit dem KURIER „Aber wenn man das auf seine Elemente herunterbricht und die anders zusammensetzt, hat es eine andere Funktion. Das interessiert mich, denn nur so kann Neues entstehen.“
Entstanden ist ein Album mit innovativen Sounds, das – wenn Araki singt – an James Blake erinnert, bei Instrumentals den Tönen viel Raum gibt und immer in entrückte Welten entführt.
Haben beim Debütalbum noch die Beats dominiert, gibt es hier nur im Song „Glitter“ einen durchgehenden Rhythmus, stattdessen dichte Atmosphäre und viele Emotionen, die von melancholisch über bedrückt bis aufgewühlt reichen.
Feeback-Schleifen
Erreicht hat der in Vorarlberg geborene Araki, der Klavier, Gitarre und E-Cello gelernt und in Salzburg Multimedia-Art studiert hat, das mit unterschiedlichsten Methoden: „Manchmal baue ich Feedback-Schleifen und lege Effekte drauf. Manchmal sitze ich mit meiner Akustik-Gitarre am Boden, nehme das mit meinem Handy auf, importiere diesen Sound in den Computer und baue ihn anders wieder zusammen. Aber all das passiert sehr intuitiv. Ich habe diesmal mehr als beim Debüt drauf geachtet, das, was spontan entsteht, stehen zu lassen und nicht zu sehr mit meinem analytischen Hirn hochzupolieren.“
Den Albumnamen „Hope Chess“ hat Araki, der seinen ersten Solo-Auftritt bei der heurigen Ars Electronica hatte, von dem gleichnamigen Track entliehen. Der Begriff kommt vom Schachspiel und postuliert, dass man, wenn man beim Gegner auf den Zug a hofft, den Zug b über sieht. Ich habe das auf meine Kreativität umgemünzt: Wenn ich beim Musikmachen auf einen bestimmten Effekt oder hoffe, gehe ich vielleicht an 50 besseren Ideen vorbei und verpasse, dass ich das Beste aus mir herausholen kann.“
Umzug
Geholfen, zu sich selbst zu stehen, hat nicht nur diese Schachregel, sondern auch der Umzug nach Wien und die Zusammenarbeit mit Freunden wie Anthea, SISKA und YBsole. „Ich lebe ja auch davon, dass ich Musik in Person erfahre. Aber das geht in Salzburg nicht. Da gibt es zwei Belustigungs-Clubs, aber nichts, was in Richtung Subkultur geht. In meinem letzten Jahr dort habe ich keine neuen Eindrücke mehr bekommen und deshalb nur schlechte Musik gemacht. Ich habe alles alleine produziert und wollte mit den interessantesten Klängen beeindrucken. Ich habe aber nichts davon wirklich gefühlt. Das Umfeld hier hat mir gezeigt, dass ich ich selbst sein und mich verletzlich zeigen darf. Und, dass es wichtig ist, das in der Musik zu kommunizieren.“
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