Parcours D’Amour

Michel  ist von Beruf Eintänzer und dreht seine Runden gegen Geld.
Bettina Blümner beobachtet lebenslustige Pensionisten bei ihren Tanzabenden in Paris.

Wenn sie nicht tanzen könnte, würde sie krank werden, behauptet eine französische Pensionistin und walzt mit einem Hemd im Arm durch die Wohnung. Meist aber begnügt sie sich nicht mit Wäschestücken, sondern trifft sich mit anderen tanzwütigen Pensionisten: In einer Tanzbar in Paris, wo regelmäßig ältere Herrschaften einchecken, lebenslustig über den Tanzboden fegen und ihr Glück in der Affäre und der Liebe versuchen.

Die Dokumentaristin Bettina Blümner folgt einigen der Tänzer und Tänzerinnen nach Hause und lässt sie aus deren Leben erzählen. Zwei alte Herren prahlen unverhohlen mit den vielen Frauen, mit denen sie im Bett waren. Die Golden Girls wiederum beklagen den Mangel an romantischen Gefühlen bei den Tanzpartnern, die sich oft als regelrechte Grapscher erweisen. Allzu resolut dürfe man sie aber nicht abweisen – "sonst wird man nicht mehr aufgefordert." Die Gender-Stereotypie ist teilweise regelrecht deprimierend, wenn etwa ein 80-Jähriger erzählt, er habe seine Ex-Verlobte wieder getroffen – "doch sie war alt und dick, und nach einer halben Stunde bin ich wieder gegangen." Am klarsten verhalten sich da die "Eintänzer": Sie lassen sich von wohlhabenden Ladies für ihre Tanzdienste bezahlen. Intime Einblicke wie diese gewährt Blümner in das Liebes- und Sexualleben einer Bevölkerungsgruppe, der man gerne beides abspricht.

KURIER-Wertung:

Info: Parcours D’Amour. Frankreich/Deutschland 2015. 81 Minuten. Von Bettina Blümner.

Im Kino: "Parcours D'Amour"

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