Einsparungen: Die irische Kulturszene leidet

Eine Statue von James Joyce steht in einer belebten Straße in Dublin.
Wegen der Wirtschaftskrise leiden auch die irischen Museen. Teilweise bleiben diese mittlerweile geschlossen.

Irland erlebt derzeit einen Kulturschock der anderen Art. Wegen der Wirtschaftskrise, die das Land besonders hart getroffen hat, sind die staatlichen Ausgaben für Kunst und Kultur in den vergangenen vier Jahren dramatisch gekürzt worden.

Die Folgen sind verheerend, wie das Beispiel des James-Joyce-Museums in Süddublin zeigt. Es befindet sich in einem ehemaligen Befestigungsturm an der irischen Ostküste. In dem Bau lebte der weltberühmte Schriftsteller im Jahr 1904 für einige Tage. Der Turm ist auch Schauplatz des ersten Kapitels von Joyces Roman "Ulysses".

Das Museum musste heuer fast den ganzen Sommer geschlossen bleiben, weil es kein Geld für Personal gab. Erst als sich mehr als 60 Freiwillige aus der Gegend fanden, die sich bereiterklärten, ohne Bezahlung im Museum zu arbeiten, konnte dieses wieder aufsperren. Kurator Robert Nicholson lehrte die Freiwilligen in vierstündigen Crash-Kursen das Wichtigste über Joyce und dessen Werke.

Für Tom Fitzgerald ist das eine "Schande". Er besitzt ein Pub gleich neben dem Joyce-Museum. "Jeden Tag in diesem Sommer sind Dutzende Touristen aus allen Teilen der Welt in mein Pub gekommen und wollten wissen, warum der Turm geschlossen ist."

Geldmangel

Das Joyce-Museum ist aber keine Ausnahme. Das Geburtshaus von Literaturnobelpreisträger George Bernard Shaw im Zentrum der irischen Hauptstadt ist wegen Geldmangels seit Anfang des Jahres geschlossen. Das Nationalmuseum in Dublin, in dem die wichtigsten Kunst- und Kulturgüter des Landes gezeigt werden, hat am Sonntag nur mehr drei Stunden von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

"Ich würde die Öffnungszeiten gerne verlängern, aber es gibt kein Geld dafür", verteidigt sich John O’Mahony, der Leiter des Nationalmuseums. Weil die Kunst- und Kulturbudgets in den kommenden Jahren weiter gekürzt werden sollen, könne es sein, dass am Sonntag überhaupt zugesperrt werden muss.

Schwer getroffen vom Sparkurs wurde auch die "National Gallery". Sie musste ein Drittel ihres Personals einsparen. Die ausgestellten Bilder können nicht mehr ausreichend beaufsichtigt werden, erklärt der Direktor. So sei es möglich gewesen, dass ein Besucher im Juni ein Gemälde von Monet ungestört schwer beschädigen konnte.

Depressiv

Die irische Kunst- und Kulturszene kritisiert die Regierung für die Sparmaßnahmen hart. "Mich macht das depressiv, und ich geniere mich dafür", schrieb einer der bekanntesten irischen Künstler, der Designer und Maler Robert Ballagh, kürzlich in der Irish Times. "Können Sie sich vorstellen, nach Amsterdam zu reisen und dass Rembrandts Haus dort ist zu? Nein, so etwas ist nur in Irland möglich."

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