Ein zündendes und witziges Opern-Feuerwerk in Graz

Dieser verfluchte Figaro. Überall spioniert, schwadroniert, intrigiert er …". So beschimpft Bartolo den Barbier schon bald nach Beginn. Deutlichst zu verstehen und mit viel, auch aktuellem Wortwitz gewürzt, ist dieser "Barbier von Sevilla" von Gioachino Rossini bei der Styriarte, denn er wird in deutscher Sprache aufgeführt. Dazu hat man eine eigene "Grazer Fassung" aus 1819 ausgegraben, die bereits drei Jahre nach der römischen Uraufführung von Ignaz Kollmann erstellt wurde.
Spielwitz
Für viel Spielwitz sorgt aber auch das gesamte, jüngere Ensemble: Schon mit ihrer ersten Kavatine vermag Marie Friederike Schöder als Rosina, diesmal mit einem Sopran besetzt, ein Feuerwerk an perfekten Koloraturen zu zünden. Sie kann auch mit komischem Spiel und als Einlage mit dem Couplet der Adele aus der "Fledermaus" punkten, das von Daniel Johannsen, einem höhen- und koloraturensicheren, auch bei Bedarf komisch meckernden Grafen Almaviva, selbst am Klavier begleitet wird. Stefan Sevenich gibt einen stimmgewaltigen Bartolo. Mit profundem Bass vernimmt man Josef Wagner als Basilio. Und Miljenko Turk ist auch vom Typ her ein guter, kerniger Figaro: Charmant-buffonesk mit dem nötigen Augenzwinkern. In kleineren Partien ohne Tadel: Ludwig Mittelhammer (Fiorillo,) Bibiana Nwobilo (Marcellina) und der Chor der Kunstuniversität Graz (Einstudierung: Bernhard Schneider).
Michael Hofstetter hat sorgfältig mit dem "styriarte" Festspiel-Orchester geprobt und eine leichte, manchmal etwas breite Lesart der genialen Partitur erarbeitet: Immer exakt, am Puls der Musik und sängerfreundlich. Insgesamt hätte man sich jedoch ein Mehr an Spritzigkeit gewünscht. Peer Boysen hat ein minimalistisches aber raffiniertes szenisches Arrangement in der mangels technischer Möglichkeiten schwierig zu bespielenden Helmut-List-Halle erdacht: Fünf mit zwei Wänden angedeutete winzige, weiße Zimmerchen, die die Protagonisten nach anfänglicher Vorstellung durch Marcellina jeweils beziehen. Hier aber wird rasant, ideenreich und amüsant, ohne je ins Klamaukhafte abzugleiten, in bunten Kostümen agiert. Jubel!(Helmut C. Mayer)
KURIER-Wertung:
INFO: Weitere Termine: 5. (11 Uhr) und 7. Juli (19 Uhr)
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