Ein Walkürenritt mit zahmen Emotionen

Eine Frau im Abendkleid steht vor einem Mann im Militärmantel auf einer Theaterbühne.
Kritik: Wagners "Walküre" im neuen Linzer Musiktheater – musikalisch durchwachsen.

Das wirkt schon spektakulär: Zum pompösen "Walkürenritt" zieht eine Walküre mit einem echten Pferd im scharfen Trab auf der Bühne mehrere Runden und wirft die Leichen der Gefallenen ab.

Uwe Eric Laufenberg lässt den letzten Akt auch gleich komplett in einer hässlichen Reithalle spielen, die dann zum Finale mit einem steinernen "Walküren-Denkmal", in dem Brünnhilde eingemauert wird, wenig spektakulär in Videoflammen aufgeht.

Auch bombardierende Flugzeuge und brennende Städte werden gezeigt. Wie überhaupt in dieser "Walküre" in Linz ständig Krieg herrscht. Nach dem "Rheingold", das noch im Vorzimmer der Zivilisation spielt, lässt der deutsche Regisseur auf seiner Zeitreise durch die Menschheitsgeschichte den ersten Abend des " Ring des Nibelungen" in der kriegreichen, ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stattfinden.

Vorspiel

Auf der in zwei Etagen geteilten Bühne ( Gisbert Jäkel) jagen Soldaten oben Siegmund, in dessen Nähe auch sonst immer wieder schützend Brünnhilde auftaucht. Darunter ein Landgasthaus mit zwei stummen Beobachterinnen.

Der 2. Akt spielt im Feldlager. Wotan und Begleiter sind mit Fantasieuniformen (Antje Sternberg) ausstaffiert. Aber da wird vor allem herumgesessen und -gestanden. Nur während der Todesverkündigung hat Siegmund eine verlockende Vision von Walhall mit Wotan, Wunschmädchen und Helden.

Aber Laufenbergs Ideen sind wenig spektakulär oder ergreifend. Seine Personenführung ist zwar handwerklich geschickt, aber eher zahm und harmlos.

Michael Bedjai als Siegmund findet nach anfänglicher Unsicherheit in der Stimme zu beachtlicher Kraft und zu allen Spitzentönen.

Brit-Tone Müllertz ist eine schönstimmige, aber emotional zu zurückhaltende Sieglinde. Karen Robertson singt die Fricka inferior, mit reifem, tremoloreichen Timbre.

Albert Pesendorfer, nicht nur optisch ein Hüne, sondern auch stimmgewaltig, ist ein Hunding zum Fürchten mit schwarzem Bass, immer wieder mit der Hand am Fleischerbeil und seine Frau brutal misshandelnd.

Die dunkeltimbrierte Elena Nebera überzeugt nicht als Brünnhilde und singt unverständlich. Gerd Grochowski ist ein edler, fein differenziert Wotan mit nicht allzu großer Stimme. Untadelig: die acht Walküren in braunen Ledermänteln und Fliegermützen. Zu sehr auf Exaktheit, Sängerfreundlichkeit und Transparenz ist Dennis Russell Davies am Pult des Bruckner Orchester Linz bedacht. Durch sein zu akademisches Dirigat bleiben tiefe Emotionen, besonders bei "Wotans Abschied", und Spannungen auf der Strecke.

KURIER-Wertung:

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