"The Lee Ellroy Show": Ein Mord bestimmt das Leben

Ein Mann und eine Frau stehen unter einer transparenten Plane, die mit Wassertropfen bedeckt ist.
Hans Van den Broeck gastierte mit seinem Duett "The Lee Ellroy Show" im Kasino.

Mit seinem neuen Duett "The Lee Ellroy Show" gastierte der belgische Choreograf Hans Van den Broeck zum Abschluss von ImPulsTanz im Kasino am Schwarzenbergplatz.

Eine außergewöhnliche Biografie als Ausgangspunkt, viele ineinander verwobene Facetten, vielleicht zu viele, um daraus in 75 Minuten ein schlüssiges Stück zu gestalten.

Im Alter von zehn Jahren musste der später berühmte Krimi-Autor James Ellroy erleben, wie seine Mutter in einem Vorort von Los Angeles ermordet wurde. Das Geschehen traumatisierte ihn, Schreiben wurde Therapie.

Van den Broeck wiederum studierte Psychologie und Film. Diese intensive Beschäftigung fließt in "The Lee Ellroy Show" ein. Von Anfang an ist das Duett von Filmzitaten durchzogen, deren Ästhetik aufgegriffen wird.

In einem mit Plexiglas abgeschotteten Raum (Dirk De Hooghe) durchleben die Performer Jake Ingram-Dodd und Anuschka Von Oppen extreme Situationen und atemlose Rollenwechsel (Kostüme: Marion Jouffre). Beide versuchen, dieser tristen Welt zu entkommen, der Bub mit seinem Fahrrad, die Frau mit der Flucht in Lokale, wo sie auf ihren Mörder treffen wird. Die raschen Szenenwechsel erfolgen wie abrupte Filmschnitte mit groben Rissen.

Die fatalen Verstrickungen, das manische Festhalten an der Vergangenheit und Aspekte einer komplizierten Mann-Frau-Beziehung vermögen Spannung zu erzeugen. Doch in diesem Stück verschmelzen die Grenzen zum Sprechtheater, der Text bleibt oft unverständlich.

So geraten die stark choreografierten Soli und Duette zu Musik (James Brown) oder in der Stille zum Höhepunkt des Stücks, das mit einem rituellen gegenseitigen Auftragen von Farbe endet.

KURIER-Wertung:

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