Ein Land stellt sich ins Museum

Ein Haus der Geschichte sollte es werden, nun werden es zwei – und ein Haus der Zukunft auch noch.Touristen müssen gar nicht erst in das künftige Haus der Geschichte am Heldenplatz oder in das andere Haus der Geschichte in St. Pölten oder gar in das Haus der Zukunft hineingehen, um etwas Wesentliches über das Land zu lernen.

Alleine das Faktum, dass es demnächst diese drei Häuser geben wird, bringt Österreich perfekt auf den Punkt. Rot und Schwarz sind Jahrzehnten ineinander verbissen, so sehr, dass, wenn der eine sich bewegt, es dem anderen wehtut. Also werden selbst neue Museen streng nach Proporz errichtet.

Umso verbissener wird es, wenn es um die Geschichte der kleinen, großen Republik geht. Da redet man vom Gleichen und meint auch angesichts der drohenden Dämmerung des großkoalitionären Zusammenraufens noch lange nicht dasselbe.

Da geht es um inhaltliche Millimeterarbeit, um offene Gräben, die für die jungen Menschen von Heute nicht einmal mehr zu erkennen sind. Die längst ins Museum gehören, die aber auch noch auf dem Weg dorthin heikler Stoff für die Politikerbeschäftigung sind.

Viele, viele Schüler werden sich also in Zukunft den feinen Nuancen in der politischen Interpretation des Österreichischen an sich widmen dürfen. Sie werden das mit dem ihnen eigenen, gesunden Desinteresse tun. Werden sich, vielleicht, denken, dass zwischen der Geschichte und der (meist mehr befürchteten als erwarteten) Zukunft diesem Land in der Hauptsache die Gegenwart abhanden gekommen scheint.

Man müsste ja froh sein, dass die jahrelangen Diskussionen um ein (!) Haus der Geschichte nun in so überraschende Vielfalt münden. Als gelernter Österreicher bleibt aber leider vor allem ein Eindruck über:

Ein kleines Land stellt sich ins Museum, und es fühlt sich immer noch so groß, dass dafür ein einzelner Bau einfach nicht ausreicht.

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