Ein Künstler, der seine Gage und sein Bett mit seinem Publikum teilt

Mit einer aktionistischen Performance startete das Tanzquartier in die neue Saison. So sperrig der Titel „HALFBREADTECHNIQUE (postcapitalism for beginners)“ klingt, so kurzweilig, amüsant und nachdenklich machend gestaltet der Schweizer Performer und Choreograf Martin Schick sein 45-minütiges Stück.
Zahlen spielen darin eine wesentliche Rolle: alles wird genau eingeteilt, auch diese 45 Minuten, für die der Veranstalter den Künstler engagierte. „Wer sind Sie? Ich bin der Martin“, begrüßt Schick sein Publikum und fordert Licht im Zuschauerraum, um die Besucher „kennenzulernen“. Schließlich möchte er – in Anspielung auf seinen Namensheiligen – seine post-kapitalistische Halbierungstechnik erklären, und die gerät zu einer hintergründigen Betrachtungsweise des Theaterbetriebs an sich.
Wer hat seine Eintrittskarte zum Vollpreis erworben? Sind wir ehrlich, an dem Tag nicht viele. Schon ist es da, das Dilemma mit dem ewigen Ringen ums Geld.
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Der teilende Martin hat einen Kollegen eingeladen, Yuri Korec aus Bratislava, der Hauptstadt eines „Landes mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten“. Einen griechischen Tänzer habe er nicht gefunden, „die sind jetzt alle engagiert worden, ihre Verhältnisse im Ausland zu schildern“.
In Till Eulenspiegelscher Manier stellt Schick die herrschenden Verhältnisse auf den Kopf, indem er mit dem Publikum und Korec buchstäblich alles teilt, von der Auftrittszeit über seine Gage bis zum Bühnenraum und dem Bett im bezahlten Hotelzimmer, von dem er nur eine Hälfte braucht.
Der materiellen Bescheidenheit als Thema seiner Performance steht sein großes Vermögen als Künstler gegenüber.
KURIER-Wertung:
von Silvia Kargl
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