Ein köstlicher Opernspaß: "Der Florentiner Hut“ am Grazer Opernhaus

Ein köstlicher Opernspaß: "Der Florentiner Hut“ am Grazer Opernhaus
Eine Farce im wörtlichen Sinne: Nino Rotas Werk begeisterte mit Tempo und Witz (Von Helmut Christian Mayer).

Vollgestopft ist die Drehbühne mit lauter Hutschachteln in schwarz-weißer Ornamentik und verschiedensten Größen. Sie können bestiegen oder begangen werden. Sie sind Salon, Bar, Schlafzimmer, Gefängnis und die kleineste ist sogar ein WC (Bühne: Friedrich Eggert). In denselben schwarz-weißen Tönen sind auch die stilisierten, überzogenen Kostüme (Alfred Mayerhofer) gehalten.

Und man erlebt dazu noch eine kaum überdrehte Regie mit viel Tempo und Witz: Mit diesen Ingredienzien landet das Leading Team der Grazer Oper mit „Il cappello di paglia di Firenze“ („Der Florentiner Hut“) einen Volltreffer.

Ein köstlicher Opernspaß: "Der Florentiner Hut“ am Grazer Opernhaus

Bernd Mottl (Inszenierung) nimmt die Stückbezeichnung Farce wörtlich und schafft einen köstlichen Opernspaß. Da sitzen die Pointen und das Timing.

Die Handlung von Eugène Labiche ist ja auch zu komisch: Eigentlich will Fadinard nur heiraten. Aber sein Pferd frisst auf dem Weg zur Hochzeit den Strohhut einer Dame auf, noch dazu in einer für sie sehr kompromittierenden Lage. Und so muss Ersatz aufgetrieben werden. Die Jagd danach bringt ihn und die Hochzeitsgesellschaft in Turbulenzen und sogar ins Gefängnis aber schließlich doch zu einem Happyend.

Ungeniert zitiert

Diese humorvolle, absurde Story hat der hauptsächlich als Filmkomponist für Federico Fellini (17 Filme!), aber auch Luchino Visconti und Francis Ford Coppola bekannte Nino Rota kongenial vertont (UA 1955 in Palermo). Er schuf eine unzeitgemäße, aber urkomische opera buffa. Seine Musik hat Witz und Esprit, zitiert ungeniert von Rossini, Bellini bis Puccini sowie von Offenbach bis zur Wiener Operette, persifliert die Musikgeschichte und bewahrt doch seine melodische Eigenständigkeit.

Diesen Anforderungen werden die Grazer Philharmoniker unter Daniele Squeo in einer sehr frischen, vitalen Interpretation voll gerecht. Mit mitreißender Spielfreude ist das Ensemble dabei: Piotr Buszewski als Fadinard singt mit feinem Tenor, seinen Schwiegervater Nanoncourt könnte Daeho Kim etwas kultivierter gestalten, köstlich ist Martin Fournier als Onkel Vézinet. Als Braut Elena verfügt Tetiana Miyus über einen leichten, lyrischen Sopran.

Eine der besten Gesangsleistungen des Abends bietet Ivan Oreščanin als eifersüchtiger Ehemann Beaupertuis, dessen Gattin Anaide wird von Andżelika Wiśniewska solide gesungen wird. Ihren „Lover“ Emilio gibt Dariusz Perczak mit profundem Bass. Mit großer stimmlicher Dominanz sind Anna Brull als Baronin de Champigny und der Chor zu erleben.

Das Publikum lacht herzlich und ist von der herrlichen Farce begeistert.

Helmut Christian Mayer

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