Ein düsteres, packendes Schauerdrama
Ganze 15 Opern schrieb Nikolai Rimski-Korsakow, die im 19. Jahrhundert mit zum Teil großem Erfolg aufgeführt wurden. Die spätere, historische Oper "Die Zarenbraut" (Uraufführung 1899) konnte sich hauptsächlich im russischen Raum durchsetzen. Sie handelt von Liebe, Eifersucht, Verrat, Gift, Intrige und Mord zur Herrschaft Iwan des Schrecklichen und wurde nun im Rahmen des Gastspiels des Bolschoi Theaters Moskau am Theater an der Wien konzertant gespielt.
Ist die Geschichte, in der Menschen von einem brutalen System zerstört werden, nach Lev Mey insgesamt doch recht kraus, so ist die Musik von glutvoller, teils wuchtiger, aber immer eingängiger Melodik mit gepflegten Arien und Ensembles.
Diese wird von der Sängerriege mit kaum einer Schwachstelle mitreißend umgesetzt. Die heiß begehrte Marfa, die dritte der acht Gemahlinnen Iwan des Schrecklichen, die unmittelbar nach ihrer Hochzeit im Jahre 1572 unter mysteriösen Umständen starb, wird von Olga Kulchinskaya mit mädchenhaftem, glockenreinen Sopran präsentiert. Alexander Kasyanov singt den Leibgardisten Grjasnoj markant und kraftvoll, Agunda Kulaeva die Ljubascha mit fülligem, dunklem, nuancenreichem Mezzo. Der Verlobte von Marfa namens Lykow wird, nach anfänglicher Nervosität, vom jungen Tenor Bogdan Volkov subtil und höhensicher bewältigt. Oleg Tsybulko ist ein markiger Bojarenführer Maljuta. Alexander Naumenko als Vater Marfas singt ebenfalls tadellos. Marat Gali ist der expressive Giftmischer Pomelius. Einzig Irina Udalowa (Saburowa) mag ihr Riesenvolumen nicht zu zügeln. Fast zu stimmgewaltig ist auch der Chor zu erleben.
Der "Grandseigneur" der russischen Dirigenten, Gennady Rozhdestvensky, weiß das Orchester des Bolschoi Theaters teils recht wuchtig, nicht immer ganz exakt, aber farbenreich, packend und glutvoll musizieren zu lassen. Großer Jubel des Publikums, in dem auch Anna Netrebko saß.
KURIER-Wertung:
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