Ein Bildhauer als Fallensteller

Wenn man es bewohnen oder benutzen kann, ist es Architektur oder Design, wenn es nutzlos ist, ist es Kunst: So lautet in etwa die Grundregel, mit der wir uns gewöhnlich unseren Weg durch die geformte Welt bahnen.
Wie alle einfachen Rezepte wird auch dieses der Welt nicht gerecht, überall lauert Uneindeutigkeit, Widerspruch. Der in Wien lebende, aus Tirol stammende Künstler Werner Feiersinger ist ein Meister darin, solche Fallen und Stolpersteine aufzuspüren und aufzustellen, wie seine Solo-Schau in der Wiener Galerie Martin Janda (bis 27.2.) beweist.
Was passiert etwa, wenn ein streng komponiertes Stück moderner Architektur lange Zeit unbenutzt bleibt und verfällt? Was, wenn eine Brücke aus rein statischen Gründen so geplant wird, dass ihr Trägerkonstrukt am Ende wie eine abstrahierte Tierfigur anmutet?
Feiersinger hat seit längerem solche Beispiele – teilweise gemeinsam mit seinem Bruder Martin, einem Architekten – gesammelt; Aufnahmen aus Italien und der indischen Planstadt Chandigarh erschienen als viel beachtete Fotobände.
Akribisch und bröselig
In der Galerie nun sind neue Bilder mit Skulpturen und Zeichnungen kombiniert, die allesamt mit der Strenge der Moderne spielen, sie spiegeln und brechen.

In den Skulpturen nimmt der Künstler Impulse von architektonischen Formen, aber auch von den Vieleutigkeiten der gebauten Welt auf: Eine Gitterstruktur, die die Zwischenwand der Galerie verlängert, wird einerseits zum Raumteiler, aber auch zum Käfig; zwei Skulpturen im Souterrain der Galerie könnten Stühle oder auch Verbindungselemente von Pipelines sein – sie sind freilich nichts davon. Was ihnen aber vorzüglich gelingt, ist, das gewohnte Rasterdenken im Bezug auf Formen und deren Zweck zugunsten von Denkmöglichkeiten zu durchbrechen. Auch nützlich.
INFO
Galerieausstellung bis 27.2., Galerie Martin Janda, Eschenbachgasse 11, 1010 Wien. Die Fotoserie „Italomodern“ von Martin & Werner Feiersinger ist bis 13.2 . in Dornbirn (www.v-a-i.at) und Innsbruck (www.aut.cc) zu sehen.
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