Ein Ballett wie aus dem Bilderbuch

Nina Poláková und Roman Lazik.
Wiener Staatsoper. Das Wiener Staatsballett zeigt zeigt Kenneth MacMillans "Manon".

Das Wiener Staatsballett zeigt zur Eröffnung der neuen Spielzeit Kenneth MacMillans Ballett „Manon“. Nach der Sommerpause beweisen die Tänzerinnen und Tänzer ihre gute Form in einem dramatischen Handlungsballett, dessen Ambiente an lebende Genrebilder aus dem 19. Jahrhundert erinnert.

MacMillan hatte als Erneuerer der Ballettsprache 1974 freilich mehr im Sinn. Er wollte auf soziale Missstände aufmerksam machen, auf die Kluft zwischen mächtigen Reichen und der mehrheitlich armen Bevölkerung. Dennoch sind die Gruppenszenen schwächer choreografiert als Soli und Duette der Protagonisten. Nina Poláková zeigt eine glaubhafte Manon, die als Kurtisane vom sozialen Aufstieg träumt, ehe sie durch die Liebe zum mittellosen Künstler Des Grieux aus ihren Träumen erwacht. Roman Lazik hatte als Des Grieux nicht seinen besten Tag, war jedoch ein starker und sicherer Partner in den Pas de deux, die MacMillan für das Liebespaar schuf. Sie schildern das Wechselbad der Gefühle mit dem fatalen Ende in der Strafkolonie.

Kirill Kourlaev konnte sich in vorangegangen Aufführungen nicht als glaubhafter Bösewicht Lescaut profilieren, doch er hat an Härte im Verkauf seiner Schwester Manon an reiche Liebhaber, als Betrüger im Kartenspiel und im Umgang mit dem Degen dazu gewonnen: superb als Tänzer, stark im Ausdruck. Auch die Nebenrollen sind gut besetzt: Davide Dato als sprunggewaltiger Bettlerkönig, Ketevan Papava als Lescauts Geliebte, Kamil Pavelka als Monsieur G. M. in der erotischen Dreierbeziehung mit Manon und ihrem Bruder, Dagmar Kronberger als dominante Madame im Puff und Gabor Oberegger als unbarmherziger Aufseher.

Peter Ernst Lassen sorgte am Pult des Staatsopernorchesters für die umsichtige Wiedergabe der Musik Massenets, die nicht aus der gleichnamigen Oper des Komponisten stammt.

KURIER-Wertung:

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