Ein Avantgardist in der Arktis: Der Fotograf Gregor Sailer

Ein Avantgardist in der Arktis: Der Fotograf Gregor Sailer
Er fotografiert Orte des Weltgeschehens, die gewöhnlich den Blicken verborgen bleiben: Nun zeigt das Kunst Haus Wien eine Ausstellung

Noch nie wurde so viel fotografiert wie heute, und noch nie war ein so großer Teil der erzeugten Bilder redundant: Schräge Motive, Perspektiven, Filter, Formate oder Serien – allesamt Stilmittel, die einmal als Merkmal der fotografischen Avantgarde galten – sind heute im großen All-you-can-eat-Buffet für jeden Knipser einsetzbar.

Jene, die heute noch im Sinne des Theoretikers Vilém Flusser „informative“ Bilder machen wollen, müssen sich das Avantgarde-Motto des Raumschiffs Enterprise zu eigen machen und dorthin gehen, „wo noch nie zuvor ein Mensch gewesen ist“. Zumindest keiner mit Kamera.

Der Tiroler Gregor Sailer, dessen Werk nun in einer tollen Überblicksschau im Kunst Haus Wien ausgebreitet wird (bis 19. 2. 2023), ist in diesem Sinn ein Teil der rar gewordenen künstlerischen Vorhut: Seine Bilder zeigen Orte, die der Durchschnittsperson nicht zugänglich sind – militärische Sperrgebiete, abgeschottete Siedlungen, entlegene Arktisregionen. Sailers Drang, hier Fotos zu machen, rührt aber nicht nur aus reinem Forschergeist oder der ästhetischen Faszination solcher Plätze, sondern auch daher, dass sich aus ihnen gesellschaftliche, politische oder ökologische Entwicklungen ablesen lassen.

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