++ HANDOUT ++ FOTOPROBE "DSCHABBER" IM VESTIBÜL

© APA/BURGTHEATER/LUIZA PUIU / LUIZA PUIU

Kritik

„Dschabber“ von Marcus Youssef: Die Frage nach dem „Schleier-Ding“

Anja Sczilinski zeigt das sehenswerte Stück mit Jugendlichen des Burgtheater-Studioensembles im Vestibül (ab 13)

06/18/2022, 10:27 PM

Von Susanne Zobl

„Das nennt man Taliban, oder?“ Ob Jonas die Frage nach Fatimas Hidschab ernst meint und wirklich mehr über das „Schleier-Ding“ erfahren will oder nur das Gespräch sucht, lässt Marcus Youssef in „Dschabber“ offen. Der gebürtige Kanadier, Sohn eines Ägypters und einer Amerikanerin, betrachtet in seinem kurzweiligen Stück die Kopftuch-Frage aus verschiedenen Perspektiven.

Anja Sczilinski zeigt es mit Jugendlichen des Studioensembles des Burgtheaters im Vestibül. Fatima, eine Muslima im Teenager-Alter, wird von drei Darstellerinnen gespielt. An ihrer Schule hat Fatima mit Kolleginnen ‚„Dschabber“ formiert, eine Gesinnungsgemeinschaft, die Ja zum Kopftuch sagt. Als an der Schulmauer ein Graffiti mit Drohungen gegen Muslime entdeckt wird, sorgen sich die Eltern um Fatimas Sicherheit und schicken sie an eine andere Schule. Dort lernt sie Jonas kennen. Die beiden kommen einander näher.

In knappen Szenen leuchtet Youssuf den Kosmos der Jugendlichen aus und stellt in 70 knappen Minuten zwei Kulturen einander genial gegenüber. Auf der einen Seite die der streng behüteten Fatima, auf der anderen jene von Jonas, der sich als unaufmerksamer Ungustl im Unterricht aufspielt und sogar vor Holocaust-Witzen nicht zurückschreckt. Bald wird klar, dass er aus Verzweiflung so agiert, denn sein Vater wurde als Gewalttäter zu drei Jahren Haft verurteilt.

Das junge Ensemble (Miram Bahri, Lukas Coleselli, Jihen Djemai, Kevin Koller, Emilia Mihellyes, Johanna Singer), ergänzt von Dunja Sowinetz als resolute, freundliche Lehrerin, agiert auf Peter N. Schultzes dunkler Bühne ausgezeichnet. Bastian Häfners Übersetzung besticht durch Rhythmus und Authentizität. Es ist eine Freude, wie präzise diese jungen Leute mit dem Text umgehen. Das hat Sogwirkung.

Termine: 20. und 21. Juni

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