Drozda: ORF Wahl "nahe an der Sternstunde"

Nachgerade euphorisch hat Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) das Ergebnis der Direktoriumswahl im ORF kommentiert. "Das ist schon nahe an der Sternstunde", sagte er bei einer Diskussionsveranstaltung am Donnerstagabend. Besonders begeistert zeigte er sich über die Kür von Andreas Nadler zum Kaufmännischen Direktor.
"Ich kenne Nadler, für dessen Parteimitgliedschaft ich mich zu keinem Zeitpunkt interessiert habe, als einen der kompetentesten Finanzverantwortlichen eines wirklich großen Milliardenunternehmens", so Drozda. "Ich finde, das Signal, dass sich Kompetenz bezahlt macht, ist das richtige", das gelte fürs gesamte vierköpfige Team.
"Deal" oder "Abtausch" habe es keinen gegeben, und es hätten ja "auch ÖVP-Vertreter aus den Bundesländern mitgestimmt". Die insgesamt 30 Stimmen für das Landesdirektorium sind es auch, die sich Drozda "nahe an der Sternstunde" wähnen lassen.
Was die auf landespolitisches Begehr ausgetauschten Landesdirektoren in Salzburg und im Burgenland betrifft, ersuchte er, den neu Gewählten "nicht die Kompetenz abzusprechen". Man sollte ihnen "drei Monate Zeit geben, ihre Jobs zu machen, dann kann man darüber urteilen, ob das in Ordnung ist oder nicht". Generell gelte: "Es ist ein legitimer Vorgang, jemand abzulösen."
Nach knapp zweistündiger Debatte hat der 35-köpfige Stiftungsrat das Team von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz abgestimmt. Wiederbestellt wurden Kathrin Zechner für das Programm und Michael Götzhaber für die Technik.
Nebenjob für Eigensperger
Die neue Gesichter leiten Radio und die kaufmännische Direktion: FM4-Chefin Monika Eigensperger wird Hörfunk-Direktorin im Nebenjob. Die kaufmännische Direktion übernimmt der bisherige Leiter der Finanzwirtschaft, Andreas Nadler.
Insgesamt stimmt 23 Stiftungsräte für das Kern-Team, darunter auch die Stiftungsräte aus den schwarz-regierten Ländern Tirol und Vorarlberg. Zwei bürgerliche Stiftungsräte enthielten sich der Stimme, darunter jener aus Salzburg - das Bundesland bekommt einen genehmen Landesdirektor. Die Gegenstimmen kamen von bürgerlichen Stiftungsräten.
Wunschkonzert
Bei der Bestellung der Landesdirektoren gab es zwar keine weiteren Überraschungen mehr, Grund für intensive Diskussionen aber allemal. Auslöser dafür, war einmal mal das "Anhörungsrecht" der Landeshauptleute, das mit Duldung durch ORF-GD und großen Teilen des Stiftungsrates in ein "Bestellungsrecht" umgedeutet wurde.
In Salzburg wird der noch unter der früheren SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller bestellte Roland Brunhofer auf Wunsch von ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer durch ORF III-Chefredakteur Christoph Takacs ersetzt. Im Burgenland wird Landesdirektor Karlheinz Papst auf Wunsch der Landes-SPÖ von Werner Herics abgelöst.
Neos-Vertreter Hans Peter Haselsteiner soll dem Vernehmen nach seine Verärgerung ob der Vorgänge um die Bestellung in Salzburg in einer regelrechten Tirade dargelegt und daraufhin die Sitzung verlassen haben. Nicht zugestimmt haben überdies die unabhängigen Betriebsräte - Gudrung Stindl, Christiana Jankovics und Gerhard Moser - sowie Team-Stronach-Vertreter Günter Leitold.
Eine breite Mehrheit aus Rot, Schwarz, Blau, Grün stimmte trotzdem für das von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz vorgeschlagene Landesdirektoren-Team: Für Vorarlberg wurde Markus Klement wieder bestellt, in Tirol Helmut Krieghofer verlängert. In Oberösterreich geht Landesdirektor Kurt Rammerstorfer in die Verlängerung, gleiches gilt für die Direktorenverträge von Gerhard Draxler in der Steiermark, Karin Bernhard in Kärnten, Norbert Gollinger in Niederösterreich und Brigitte Wolf in Wien.

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