Dramas über neues Album: "Wir haben uns viel mehr getraut"

Mario Wienerroither und Viktoria Winter bilden das Electro-Pop-Duo Dramas.
"Sorgt euch nicht, die Roboter werden die Zukunft reparieren." Es ist natürlich ironisch gemeint, wenn das Duo Dramas das in seinem Song „AFK Mode“ postuliert und ein Zukunftsszenario malt, in dem die Menschen vor sich hindösen und den Maschinen das Denken überlassen. „Eigentlich meint das: Roboter werden uns die Zukunft rauben“, sagt Mario Wienerroither, der Soundtüftler und Produzent der heimischen Electro-Pop-Band. „Der Song entstand vor ein paar Jahren, als ChatGPT aufkam. Wenn wir den heute schreiben würden, wäre er noch viel böser und sarkastischer, weil das so groß geworden ist, dabei aber so viele Fake News herumschwirren. Dabei sind die Leute meiner Generation noch privilegiert, weil wir beide Welten kennen und besser einschätzen können, was davon wahr und was falsch ist.“
Wienerroither und seine Partnerin Viktoria Winter haben „AFK Mode“ auf ihr drittes Album „Jewel Drums“ gepackt. Damit lösen sich die beiden von den melancholisch-verträumten Sounds des ersten Albums, bauen Ecken und Kanten und eine größere stilistische Vielfalt in die Songs ein. „Wir haben uns viel mehr getraut“, erzählt Winter. Dadurch haben wir uns mit den Sounds oft selbst überrascht.“ Zum Beispiel ist auf „Why Am I So Alone“ ein Theremin zu hören. Wienerroither, der Elektronik studiert hat, hat es selbst zusammengelötet, setzt es in dem sakral beginnenden Stück am Ende ein, wenn Winter das Leid des Alleinseins in den Äther schreit. Die Sängerin, die alle Texte schreibt, spielt damit auf ihre mittlerweile überwundenen Depressionen an.
Zeit, Party, Inferno
„Ich bin süchtig nach sozialen Kontakten, hänge sehr gerne mit Leuten ab. Dadurch vergesse ich manchmal, dass ich Zeit für mich brauche. Natürlich ist das Socialising oft eine Ablenkung davon, mich mit dem zu beschäftigen, was in mir steckt. In der Therapie habe ich aber gelernt, dass es mir guttut, mich mit mir selbst zu beschäftigen, und wann das wichtig ist.“ Im Song „Mannequin“ schließt sie daran an, weil sie durch die Liebe zum Socialising früher oft unterschätzt wurde.
„Die Leute denken, ich bin ein oberflächliches Partygirl, und dass mich andere Themen nicht interessieren. Und wenn ich sage, dass ich Depressionen habe, glaubt das keiner.“ Inspiriert sind die Texte von Winter, die zusätzlich als Gesangslehrerin und Schauspielerin tätig ist, auch von sozialen Phänomenen und von Sci-Fi-Serien und -Filmen, die die beiden lieben. Ein Beispiel dafür ist der Song „Glacier“: „Wir haben einmal darüber nachgedacht, wie wir begraben werden wollen“, sagt Winter. „Mario sagte, er will eingefroren werden. Daraus entstand die Vorstellung, dass man in einem Gletscher neben anderen eingefroren ist. Aber der Gletscher schmilzt wegen der Erderwärmung schon viel früher. Du taust auf, schaust in das Tal, wo alles brennt – man wacht am Höhepunkt des menschengemachten Infernos auf, und nicht erst, wenn sich die Erde wieder erholt hat. Denn die Erde und die Tiere werden überleben. Wir sind die, die sich selbst zerstören.“
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