"Dopplerleben": Sigi Zimmerschied mit Österreich-Premiere

Der Mensch an sich ist gut. Angeblich. Aber was, wenn der Wahnsinn zur Wahrheit wird? Wenn sich jeder die Realität fälscht, wie er sie braucht? Sigi Zimmerschied stellte bei der Österreich-Premiere seines Solos „Dopplerleben“ Samstag im Stadtsaal fest: „In Wien ist der Übergang vom Theater in die geschlossene Anstalt fließend.“
Der widerborstige Brachialhumorist aus Bayern spielt einen Fälscher und notorischen Lügner. Seiner Bühnenfigur, Hans Doppler aus einer Dynastie von Profiteuren aus Lug und Trug, wird nur der Beruf versaut, weil schon jeder Depp fälschen kann. Außerdem kommt ihm – Worst Case – die Liebe zur total ironiefreien, hochmoralischen Klima-Aktivistin Amelie in die Quere. Sie entfacht beim Faker und „ambulanten Darknet“ eine Sehnsucht nach Wahrheit. Er täuscht Meinung und Moral vor, die er gar nicht teilt, bis zur Selbstverleugnung ...
Gegen Selbstgerechte
Aufs Korn nimmt Zimmerschied im verbalen Rundumschlag die Scheinheiligkeit und Doppelmoral, die neuerdings weit verbreitete Bigotterie und nur schwer erträgliche Selbstgerechtigkeit vieler Aktivisten: „Festkleben als Widerstand, da kann nur ein Deutscher draufkommen.“
Die von Wut befeuerte Empörungssuada hat eine immense Wucht, verursacht ob ihrer Intensität mitunter sogar Schädelweh, führt zu keinem Happy End, aber beim Kabarettisten zum „Fazit der Geschichte: die Skrupellosen gegen die Hoffnungslosen.“
Die Lüge sei vielleicht auch ein Geschenk. Eine Gnade, die einem die Wirklichkeit manchmal erträglich macht.
Tipp: Sigi Zimmerschied wird am 6. Dezember erneut im Wiener Stadtsaal auftreten. Karten sind ab sofort hier erhältlich.
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