Doppelporträt: Ein "dunkler" Bub und der Rassismus
Eine Überraschung. Zwischen den zu vielen Provinzkrimis des deutschen
Gmeiner Verlags schaut Zdenka Beckers „Samy“ hervor. Etwas G’scheites. Wichtiges. Mit Stil auch noch dazu. Die Andeutung, ganz hinten im Buch, es stecke eine wahre Geschichte dahinter, macht wütend. Traurig auch.
Samy wuchs bei seiner Mutter in Bratislava auf. Wer hofft, der Kelch ist also an uns vorübergegangen, täuscht sich. Samy lebt überall. Er hat dunkle Haut. Sein Vater ist ein indischer Psychiater, der in Wien arbeitet. Wie schön ist diese Vielfalt – wie sehr muss der Bub, als „Zigeuner“ vom Kindergarten an verschrien, trotzdem darunter leiden.
Zdenka Becker – geboren in Tschechien, längst eine St. Pöltner Schriftstellerin – schrieb das Drama, das mit Sprengstoff in der Hand endet, mit großer Zurückhaltung. „Samy“ ist fast eine Doppelbiografie – einerseits wird der Bub porträtiert, andererseits der Rassismus, dessen Bekämpfung die Familie überfordert.
Zdenka
Becker:
„Samy“
Gmeiner Verlag.
264 Seiten.
20,60 Euro.
KURIER-Wertung: ****
Kommentare