Donaufestival widmet sich der Zukunft unseres Planeten

Thomas Edlinger
Das Donaufestival in Krems will an zwei Wochenenden die Erderwärmung mit Musik und Performance thematisieren.

Mit der verschwimmenden Grenze zwischen Mensch und Maschine sowie der Klimakatastrophe setzt sich das diesjährige donaufestival in Krems auseinander. Unter dem Überbegriff "Beyond human" haben Intendant Thomas Edlinger und sein Team Performances, Ausstellungen und Diskussionen zusammengestellt, die sich Gegenwart und Zukunft unseres Planeten widmen. Ergänzt wird das durch ein traditionell sehr anspruchsvolles Musikprogramm zwischen Techno und Avantgarde.

Wie fühlt es sich an, wenn man für eine Made in die Vaterrolle schlüpft? Dem spürt Kim Noble in "Lullaby for Scavengers" nach, wobei der streitbare britische Künstler in seinem Stück durchwegs extrem an diese Sache herangeht, einige tote Tiere und menschliches Sperma inklusive. Körper in scheinbar idyllischen Landschaften, die sich mit der Zeit radikal verändern, serviert hingegen Eglė Budvytytė in ihrer Videoinstallation "Songs from the Compost", während sich der Wiener Oliver Ressler mit seiner Recherchearbeit "Climate Feedback Loops" dem steten Wandel in der Arktis angenähert hat und das Schmelzen der Gletscher zum Klingen bringt.

Dauerperformance

Zur rituellen Erfahrung sollte hingegen "Mess" des Toxic Temple werden: Die bereits im Vorjahr an der Universität für angewandte Kunst in Wien erstmals skizzierte Dauerperformance wird sich in Krems über die Dauer des gesamten Festivals ziehen und zur Anbetung des Müll mutieren. Die interventionistische Aktion soll dabei nicht nur im Forum Frohner, wo quasi das Basiscamp für diese Pseudoreligion aufgeschlagen wird, über die Bühne gehen, sondern zum Abschluss des ersten Wochenendes auch eine Prozession Richtung Dominikanerkirche inkludieren, wo man auf Alfredo Barsuglias Ausstellung "Wohnkultur" trifft. Auch andere Ausprägungen im öffentlichen Raum sind laut Edlinger nicht ausgeschlossen.

Zur Maschine wird der Mensch wiederum, wenn er sich in einem sisyphosartigen Arbeitsumfeld befindet. Diese Erfahrung machte die Künstlerin Anna-Marija Adomaityte in einer McDonald's-Filiale, was sie wiederum zu "workpiece" inspirierte. Und das Duo Francesca Foscarini und Cosimo Lopalco lässt seine Körper eine graduelle Veränderung durchlaufen, dabei mit "Punk. Kill Me Please" ein "Manifest für Feminismus, Mut, Kraft, Ironie und Freiheit" in den Raum stellend, wie die Künstlerinnen auf ihrer Webseite schreiben. Abgerundet wird das Performanceangebot von Jelena Jureša ("Aphasia") sowie Harald Beharie ("Batty Bwoy").

Musik

Wer sich ins Musikprogramm des Festivals vorarbeitet, entdeckt viele Positionen, die dem Gedanken der Überwindung des Menschlichen auf Soundebene durchaus entsprechen. Da wäre etwa der technoide Zugang im sehr noiselastigen Sound von Petronn Sphene, andererseits hantiert der italienische Produzent Heith zwar mit organischen Klängen, weiß diese aber in ein sehr futuristisches Setting zu drehen. Arbeiterinnenlieder neu gedacht werden von Silvia Tarozzi und Deborah Walker, während der heimische Schlagzeugvordenker Lukas König mit seinem neuen, prominent besetzten Hip-Hop-Projekt 1 Above Minus Underground in Krems zugegen sein wird.

Aber auch bestens bekannte Acts wie Zebra Katz, DJ Lag oder die Industriallegende Godflesh machen dem Publikum ihre Aufwartung. Vielfach gibt es auch Kombinationen aus Sound und Visuals, wie etwa beim Doppel Rojin Sharafi & Épong oder der Zusammenarbeit von Animistic Beliefs und Jeisson Drenth. Mit neuem Material ist die heimische Experimentalformation Radian in Krems zu Gast, die erstmals Songs von ihrem im Herbst erscheinenden Album vorstellen wird. Außergewöhnliche Stimmen sind wiederum bei den Auftritten von Marina Herlop oder Arooj Aftab zu erwarten. Wie üblich werden die Minoritenkirche, das Messegelände sowie das Kino im Kesselhaus und das Forum Frohner bespielt.

Donaufestival an verschiedenen Locations in Krems, 28. bis 30. April sowie 5. bis 7. Mai. www.donaufestival.at

Kommentare