Die tragische Geschichte der Geigerin Alma Rosé

Die tragische Geschichte der Geigerin Alma Rosé
Das Haus der Geschichte stellt dem „Hitler-Balkon“ die Installation „Nur die Geigen sind geblieben“ gegenüber

Die Neue Burg am Heldenplatz ist nicht nur deshalb kontaminiert, weil Adolf Hitler am 15. März 1938 vom „Führer-Balkon“ zur jubelnden Masse sprach: Die Räumlichkeiten nutzte man in der NS-Zeit als Zentraldepot für die geraubten Kunstwerke.

Schon Anfang 2015, als unter dem damaligen SPÖ-Kulturminister Josef Ostermayer die Neue Burg als Standort für das Haus der Geschichte bestimmt wurde, war klar, dass die düstere Vergangenheit zu thematisieren ist. Von einer Bespielung des „Altans“ mit weithin sichtbaren Installationen nahm Direktorin Monika Sommer Abstand; sie entschloss sich aber zu einer Kontextualisierung im Inneren – auf dem Plateau vor der Türe zum Söller. Als Gegenstück zum mächtigen „Führer-Balkon“ sind ein Plakat und viele zierliche Notenständer aufgestellt.

Orchester allerdings gibt es keines mehr: Die ausgelegten Texte und faksimilierten Fotos erzählen die tragische Geschichte der weltberühmten Geigerin Alma Rosé, 1906 in Wien geboren.

Wiener Walzermädln

Ihr Vater war Arnold Rosé (1863–1946), Konzertmeister der Hofoper und Leiter des Rosé-Quartetts, ihr Onkel der Komponist Gustav Mahler, und von ihrer Tante Alma Mahler-Werfel erhielt sie den Vornamen. 1920 trat Rosé erstmals als Solistin auf, 1926 debütierte sie im Musikverein, 1932 gründete sie das Damenorchester „Die Wiener Walzermädeln“. Ab 1934 protestierte sie im Ausland mit Konzerten gegen das NS-Regime in Deutschland. Im Juli 1938, vier Monate nach dem „Anschluss“, wurde das Orchester von der Reichskulturkammer aufgelöst.

1939 gelang Alma Rosé die Flucht: Sie tauchte zunächst in Amsterdam unter – und gab illegale Hauskonzerte. Im Dezember 1942 wurde sie in Dijon verhaftet und im Sammellager Drancy interniert. Am 18. Juli 1943 erfolgte die Deportation ins KZ Auschwitz. Dort spielte sie abends, wenn die SS-Aufseherinnen den Block verlassen hatten, für die Mithäftlinge, später leitete sie das Mädchenorchester von Auschwitz-Birkenau. Anfang April 1944 starb sie an den Folgen einer ungeklärten Erkrankung, möglicherweise einer (Selbst-)Vergiftung.

Diese Schau, kuratiert von Sommer mit Heidemarie Uhl und Michaela Raggam-Blesch, ist zwar nicht spektakulär – aber ein eindrucksvoll klares Zeichen. T.Trenkler

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