Autorin Margit Schreiner: "Kindheit ist eine schiefe Sache"

Autorin Margit Schreiner: "Kindheit ist eine schiefe Sache"
Margit Schreiner im Interview über ihren Coming-of-Age-Roman „Vater. Mutter. Kind. Kriegserklärungen“

Nachkriegsösterreich, Linz, ein Kinderleben in all seiner Komplexität und Rauheit von innen: Margit Schreiner über ihr neues Buch „Vater. Mutter. Kind. Kriegserklärungen“.

KURIER: Die Innensicht einer Sechs-, Siebenjährigen: Woher rührte das Interesse an diesem Blickwinkel?

Margit Schreiner: Im Untertitel heißt es: Über das Private. Das beginnt beim Kind. Ich hatte grundsätzlich darüber nachgedacht, wie sehr sich doch die Bedeutung des Privaten als Kind und in meiner weiteren Lebensspanne bis jetzt geändert hat. In den 50ern und 60er Jahren war alles privat und Privates tabu. Später, um 1968, war die Parole: „Alles Private ist politisch“, ab den 90er Jahren die Offenlegung intimer Details im Trash–TV, den Reality-Shows, in den Social Media und heute sprechen wir schließlich von Datenschutz. Ich dachte, ich beginne einmal in den 60er Jahren und arbeite mich dann in weiteren Büchern bis heute herauf.

Es geht ganz schön rund im Innenleben des Mädchens, von Kränkungen auf dem Weg zum Selbstständigwerden bis zu den eigenen Körperzuständen. So komplex sieht man Kinder sonst nicht oft an, sind die wirklich so?

Wirklich, hat der russische Schriftsteller Vladimir Nabokov einmal geschrieben, ist das einzige Wort, das man immer in Anführungszeichen setzen sollte. Wenn ich von heute aus auf das Wesen zurückblicke, das Ich gewesen sein soll, stellt es sich mir so dar. Aber eines wage ich mit Sicherheit zu sagen: Kinder sind total komplexe Wesen, sie sind sehr verletzbar, aber auch sehr tapfer und mutig. Und sie brauchen Geheimnisse.

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