"Die Schneekönigin" an der Wiener Volksoper

Fabelhafte Tänzer in einer sehr akademischen  Choreografie: Olga Esina  und Davide Dato.
"Die Schneekönigin" nach Andersen als glamouröse Revue an der Wiener Volksoper.

Eine glamouröse Ausstattung, hervorragende Tänzerinnen und Tänzer des Wiener Staatsballetts, ein bekanntes Märchen und eine konventionelle Choreografie: "Die Schneekönigin", ein Ballett in drei Akten, frei nach dem Märchen von Hans Christian Andersen, vermag in der Volksoper nicht ganz zu überzeugen.

Choreograf und Regisseur Michael Corder, der "Die Schneekönigin" 2007 für das English National Ballet schuf, stellt mehr eine Revue denn ein Handlungsballett mit einer zeitgemäßen Deutung Andersens auf die Bühne, wie sie zum Beispiel John Neumeier mit "Die kleine Meerjungfrau" so eindrucksvoll gelang.

Famose Königin

Die Handlung um das junge Liebespaar Gerda und Kay, frisch und tadellos getanzt von Alice Firenze und Davide Dato, deren Glück von einer bösen Schneekönigin bedroht ist, wird in eine Art Showtanz übertragen. Famos funkelt die Kälte in Olga Esina, wahrlich eine Königin des klassischen Balletts. Daneben tanzen auch Ketevan Papava und Mihail Sosnovschi als Zigeuner groß auf, gefallen in spritzigen Szenen.

Die Choreografie wirkt jedoch über viele Strecken zu akademisch, orientiert sich am klassischen Ballett, ohne je an Größen wie Petipa, Balanchine oder Ashton heranzureichen. Viele solistische Rollen wie Wölfe, Polarfüchse, Rosen und Elfen scheinen aus diversen bekannten Balletten entsprungen zu sein. Corder bewährt sich immerhin als geschickter Arrangeur von bekanntem Ballettvokabular, schafft fließende Übergänge und bleibt in der Musik.

Schade, dass er die Idee von drei unterschiedlichen Ballerinen in den Hauptrollen nicht mehr in den Mittelpunkt rückt, was beim Können von Esina, Papava und Firenze durchaus möglich wäre und der Aufführung mehr Dramatik verleihen würde.

Spektakuläre Kostüme

Rundum gelungen ist die Ausstattung Mark Baileys mit spektakulären, weiß glitzernden und bunten Kostümen sowie einem praktikablem Bühnenbild, das schnelle Umwandlungen möglich macht.

Höchst anspruchsvoll ist vor allem die von Corder gewählte und von Julian Philips zusammengestellte Musik Sergej Prokofjews, die das Orchester der Volksoper Wien unter der Leitung von Martin Yates meistert.

"Das Märchen von der steinernen Blume" ist für ein anderes Ballett komponiert, weitere ergänzte Teile sind sinfonische Musik, die sich zu einem fast dreistündigen Abend wie die spröden Eisschollen aus der "Schneekönigin" zusammenfügen.

Text: Silvia Kargl

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