Die Geschichten zwischen den Farbschichten

Szenen aus einem amerikanischen Mittelschichtleben: Sie spielen in Vorgärten, an Badestränden, in Wohnzimmern. Kinder im Planschbecken. Ein älterer Herr im Liegestuhl. Eine Frau im Bett beim Fernsehen. Menschen privat, umgeben von Verwandten, Freunden, Geliebten.

"Eric Fischl. Friends, Lovers and other Constellations" in der Albertina zeigt neben Bronzeskulpturen rund 70 Arbeiten auf Papier. Weniger ausgefeilt als die großen Ölgemälde, bieten sie einen Einblick in den Entstehungsprozess der Bilderwelten des gebürtigen New Yorkers. Der menschlichen Form sind die großformatigen Aquarelle und Druckgrafiken gewidmet. Hier spürt Fischl mit der Wasserfarbe Licht und Schatten nach, wie sie auf den menschlichen Körper fällt, modelliert mit wenigen Schattierungen Haut und Muskeln. Mit der Serie "Falling Figures" reagierte Fischl auf die Ereignisse von 9/11: mit 16 Bildern von fallenden Menschenkörpern in verschiedenen Posen.

Bilder der Ausstellung

Daneben finden sich maltechnische Experimente und Studien wie etwa die Arbeiten mit Ölfarbe auf Chromecoat, einem speziell beschichteten Papier mit glatter Oberfläche, auf dem sich die Farbe wegwischen und neu auftragen lässt. Oder die Malereien auf Glassine, einem Transparentpapier, die es erlauben, mehrere Bilder übereinanderzuschichten und die einzelnen Versatzstücke zu verschieben. Diese Techniken erlauben es Fischl wie ein Theaterregisseur zu agieren: seine Protagonisten in verschiedene Beziehungen zu bringen, Figuren durch andere zu ersetzen, Konstellationen durchzuspielen, zu erforschen, wie ein einziges Bild eine komplexe Geschichte erzählen kann.

Selbst wenn die Bilder an der Museumswand nun fürs erste erstarrt sind, zeigen sich in den großzügigen, flüssigen Pinselstrichen und in der Schichtung der transparenten Glassines noch die Spuren des Prozesshaften. Daraus entstehen die Geschichten. Man liest sie in den Zwischenräumen und in den Spannungslinien zwischen den Figuren.

Info: Bis 18. 5.; täglich 10 bis 18 Uhr, Mi. 10 bis 21 Uhr, Pfeilerhalle, Albertina, Katalog: 23 €; www.albertina.at