Die Amore zum Austropop ist wieder in

Kinder wissen ganz genau, wie man Eltern ärgert. Der Nachwuchs der spießigen Nachkriegsgeneration ließ sich lange Haare wachsen; deren Kinder wiederum trugen aus Trotz Schulterpolster und machten Karriere.
Die Kids von heute stricken, tragen Schnurrbärte und hören Austropop.
Das war einmal ebenso stark verpönt wie eine Lederhose in der Stadt zu tragen. Jahrelang gab es – teils durchaus herausragendes – heimisches Popschaffen, das mit der Austropop-Geschichte nicht viel zu tun haben wollte. Es musste anders klingen, Skifoan war des Unleiwandste. Jetzt aber raunzt es wieder aus dem Jugendradio heraus: Wanda (siehe oben) besingen mit hingerotzten Vokalen das Interesse an der eigenen Cousine, sie prägten damit den Soundtrack des letzten Halbjahres.
Es sind die neuen Töne eines heimischen Pops, der die alte Tradition weitertreibt. Sogar das deutsche Feuilleton erklärte der Band – ebenso wie der grandiosen Kombo Bilderbuch – die innige Liebe. Und wie so oft im Musikbusiness schaukelt sich derartiger Schwung zu einer neuen Welle auf, auf der u. a. Ernst Molden und der Nino aus Wien surfen: Der Geist der Austropop-Hadern schwappt einem in vielfältigem, nicht immer gut verträglichem neuen Gewande entgegen.
Wiederkehr
Dieses Interesse ist natürlich eine günstige Gelegenheit auch für die Veteranen des Genres, an das neue Publikum heranzutreten. So hört man zuletzt wieder mehr von den originalen Größen, insbesondere in Form von Rückschauen anlässlich der unausweichlich runden Geburtstage, die Fendrich, Ambros und Co dieser Jahre feiern.
Wie kantig man auch nach Jahrzehnten im Business sein kann, zeigte jüngst die Erste Allgemeinen Verunsicherung (EAV): "Lustig ist das Salafisten-Leben, Scharia-, Scharia-ho" singt die Band vergnügt auf ihrem neuen Album "Monsterball", "nimmst Du den Stein, dann wirf nicht daneben". Und dagegen sieht auch der Wanda’sche Cousinensexwunsch recht unkontroversiell aus.
Interessant ist, dass die EAV nicht damit, sondern mit ihrer Kritik am alkoholgeschwängerten Trend zum Bierzeltvolksfest für Aufregung sorgte.
Am Sonntag (22.3.) sind Klaus Eberhartinger, Thomas Spitzer und Band in der Wiener Stadthalle zu erleben. Das wird alles andere als nostalgisch.
Das Gefühl der Nostalgie konnte einen dieser Tage in Austropop-Angelegenheiten trotzdem umwehen. Unter dem Titel "Große Dinge – Erlebtes und Erzähltes" sind die Memoiren eines der ganz Großen des Genres erschienen: Georg Danzers (1946– 2007) Erinnerungen sind wieder aufgelegt worden. Eine willkommene Gelegenheit, um nachzulesen, wie es damals war, als der Austropop erstmals groß wurde.
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