Des lang versäumten Amtes zu walten

Johan Botha als Parsifal
Kritik: Ein Wiener "Parsifal" mit Kurt Rydl als erfreulichem Einspringer.

Es ist ja so, in der Oper wie im richtigen Leben, dass man zuweilen nicht zu den ganz großen Fragen vordringt, weil einem die kleinen Schwierigkeiten des Alltags einen Strich durch die Rechnung machen. Manchmal aber, und das ist das Tröstliche, sind auch die sich daraus ergebenden Umwege lohnend.

So etwa bei der ersten Aufführung der heurigen "Parsifal"-Spielserie an der Wiener Staatsoper, traditionell am Gründonnerstag absolviert. Krankheitsbedingt musste ganz kurzfristig jene Rolle umbesetzt werden, mit der eine "Parsifal"-Aufführung steht oder fällt. Das ist nicht die Titelpartie, sondern jene des Gurnemanz; die Rolle des alten Gralsritters ist Dreh- und Angelpunkt der gesamten Opernerzählung.

Des lang versäumten Amtes zu walten
APA14259030-2 - 22082013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - Tobias Moretti (l.) als "Bassa Selim" und Kurt Rydl als "Osmin" am Donnerstag, 22. August 2013, während einer Probe von "Die Entführung aus dem Serail" im Hangar 7 in Salzburg. Gesehen werden kann diese Oper nur im Fernsehen - Premiere und Liveübertragung finden am 26. August 2013 um 20.15 Uhr statt. APA-FOTO: NEUMAYR/PROBST

Kurt Rydl also sprang für den erkrankten Stephen Milling in dieser umfangreichen Partie ein, in der er schon lange Jahre nicht in Wien zu hören war – "des lang versäumten Amtes noch einmal heut zu walten", gleichsam. Das aus dem Stand zu stemmen ist kaum schaffbar; der erste Aufzug schien diese Sorge zu bestätigen. Momentweise wankte das ganze Konstrukt.

Lebendig

Und dann geschah zweierlei: Wie der ebenfalls (für Peter Schneider) eingesprungene Dirigent Adam Fischer und das Orchester Rydl durch den ersten Aufzug begleiteten, ja: trugen; und wie Rydl dann im dritten Aufzug in der Rolle angekommen war – das war so erstaunlich wie erfreulich, da lebte Oper. Der Jubel am Ende war hochverdient.

Des lang versäumten Amtes zu walten
parsifal

Den holten sich – weniger überraschend – die Stars in den anderen Rollen ab. Wobei es Johan Botha als Parsifal schwer hatte: Er glänzte zwar stimmlich; Angela Denoke aber ist als Kundry zu herausragendem Gesang auch darstellerisch packend. Ihr Geständnis im zweiten Aufzug – "und lachte!" – ging tief, tief unter die Haut. Ebenso überzeugend Michael Volle als Amfortas.

KURIER-Wertung:

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