Der virtuelle Mensch hat keine Vergangenheit

„Das Drei Sekunden Phänomen Schäxpir Linz“.
„Das Drei Sekunden Phänomen“ von Miriam Lesch kam im Rahmen des Linzer "Schäxpir"-Festivals zur Uraufführung.

von Werner Rohrhofer

Sinn des Lebens? Tod? Was ist vergangen, was bleibt? Das sind die wohl ältesten Fragen der Menschheitsgeschichte. Den Versuch einer Antwort darauf vor dem Hintergrund des digitalen Zeitalters unternimmt das Stück „Das Drei Sekunden Phänomen“ der jungen österreichischen Autorin Miriam V. Lesch (Jahrgang 1991). Dass die Fragen offenbleiben, liegt in der Natur der Sache. Der Versuch selbst ist aber als gelungen anzusehen. Uraufführung war im Theater Phönix in Linz im Rahmen des Jugend-Festivals Schäxpir.

Der Begriff „Drei Sekunden Phänomen“ geht auf philosophische und psychologische Erkenntnisse zurück, denen zufolge das menschliche Gehirn nur eine Spanne von drei Sekunden als „Gegenwart“ verarbeitet, alles andere ist „gewesen“. Eine Theorie aus dem vordigitalen Zeitalter. Denn in der Onlinewelt gibt es nicht wirklich ein Gestern, geht nichts verloren, bleibt alles im Netz.

In sieben Episoden werden Menschen in ihrer Konfrontation mit der virtuellen Welt gezeigt. Ein Professor und Superstar des Digitalen, der nicht versteht, dass er vergänglich sein soll. Seine Tochter, die als Archäologin den Antityp zur virtuellen Wissenschaft verkörpert. Sämtliche Figuren werden in der Inszenierung (Martin Brunnemann) von einer Schauspielerin (Nanette Waidmann) und einem Schauspieler (David Fuchs) in wechselnden Rollen gekonnt und facettenreich verkörpert. Die Musik von Chili Tomasson verstärkt den Effekt der Unsicherheit und des Suchens von Halt in einer nicht mehr fassbaren Welt. 

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