Im Bauch des Elefanten

Nein, es handelt sich nicht um Vin Diesel und Liam Gallaghger, die sich da durch den Darm eines Elefanten winden. Gewisse Ähnlichkeiten mit dem Gib-Gummi-Star und dem Oasis-Sänger sind zwar beabsichtigt. Aber so genau braucht man gar nicht hinzusehen, um Sacha Baron Cohen samt Bierbauch unter dem angespannten T-Shirt zu erkennen. Im Vergleich stramm nimmt sich Mark Strong mit polierter Glatze aus: Er spielt Top-Agent Sebastian Butcher im Dienste Ihrer Majestät, Cohen seinen vertrottelten Hooligan-Bruder Nobby. Ein ideales Paar, um Harry Potter und Donald Trump mit Aids zu infizieren.
Versteckerl
Wie es dazu kommt, ist umständlich zu erklären, hat aber nichts mit Sex zu tun. Sonderlich jugendfrei ist die Baron-Bond-Parodie trotzdem nicht, auch wenn man sie in Österreichs Kinos mit 12 anschauen darf. Die Amerikaner sind etwas heikler, wenn es um ... äh ... penetranten Anal-Humor geht. Sie vergaben ein R-Rating: Ein Jugendlicher unter 17 muss einen Erwachsenen dabei haben, der ihm z. B. erklärt, was passiert, wenn einem im Hintern die Rakete explodiert. Wer Humor-Provokateur Sacha Baron Cohen und seine Inkarnationen – von "Borat" bis "Brüno" – kennt, ahnt bereits, dass die Grenzen des guten Geschmacks radikal infrage gestellt werden.
Nobby selbst stammt aus der Depro-Stadt Grimsby – "Partnerstadt von Tschernobyl" – und ist würdiger Vertreter der weißen (fettleibigen) Unterschicht: "Abschaum" wie er, sagt er stolz, garantieren den Erfolg von Vin Diesels "Fast & Furious"-Franchise.
Zu den krassesten Low-Comedy-Ausreißern zählt aber zweifellos jener Moment, in dem Sebastian und Nobby im Hinterteil eines Elefanten Versteckerl spielen. Dass es sich bei dem Tier um ein Weibchen handelt, weiß man spätestens dann, wenn sich plötzlich ein elefantöser Riesenpenis zwischen die beiden Brüder schiebt und der Platz eng wird. Elefanten beim Sex zuzuschauen – von innen! – zählt zu den eher durchwachsenen Freuden des liberalen Kinobesuchers. Da versteht man auch, warum Horror und (Ekel-)Komödie so nahe beieinander liegen: Der Kreischfaktor ist bei beiden so ziemlich derselbe.
In jedem Fall hat sich Sacha Baron Cohen in seiner Spy-Satire "Der Spion und sein Bruder" weitgehend hinter die Gürtellinien zurückgezogen. Doch dort lacht es sich manchmal auch ganz gut.
Info: Der Spion und sein Bruder. GB/AUS 83 Min. Von Louis Leterrier. Mit Sacha Baron Cohen.
Dalton Trumbo zählte zu einem der begehrtesten Drehbuchautoren Hollywoods in den 30er- und 40er-Jahren, galt als Workoholic und konnte bis zu 30 Seiten am Tag schreiben. Nachdem er in der McCarthy-Ära als Kommunist auf die schwarze Liste gesetzt wurde, schrieb er unbeirrt unter einem Pseudonym weiter. Er produzierte die Drehbücher zu weltberühmten Filmen wie "Spartacus" oder "Ein Herz und eine Krone" – oft auch in der Badewanne. Bryan Cranston, berühmt als krebskranker Drogen-Baron aus " Breaking Bad", riskiert für seine kettenrauchende Titelrolle einen weiteren Lungenkrebs. Sein "Trumbo" ist schlagfertig und rechtschaffen in einem unterhaltsamen, handzahmen Bio-Pic.
Trumbo. USA 2015. 124 Min. Von Jay Roach. Mit Bryan Cranston, Diane Lane, John Goodman, Helen Mirren.
Nach "Olympus Has Fallen" von Antoine Fuqua übernahm Babak Najafi für die Fortsetzung "London Has Fallen" die Regie und fabrizierte einen schnörkellosen Actioner. Nach dem Tod des englischen Premiers trifft sich die Polit-Weltspitze in London – darunter auch der US-Präsident in Begleitung seines Spezial-Leibwächters (Gerard Butler). Binnen weniger Minuten legen im Auftrag eines pakistanischen Waffenhändlers Hundertschaften von Terroristen ganz London lahm ("Plan B, Sultan!") und treiben den Präsidenten durch den U-Bahnschacht. Die Handlung ist simpel, der Kugelregen dicht, die Sprüche sind flott. "Ich fahre, Sie schießen", sagt der Präsident zum Leibwächter. Gute Nacht, London.
London Has Fallen. GB/ USA/BU 2016. 99 Min. Von Babak Najafi. Mit Gerard Butler, Aaron Eckhart.
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