Der Malteser Falke - Von Dashiell Hammett

Ein Porträt des Schriftstellers John Galsworthy.
Sam Spade sind Moral und Gesetz herzlich egal; für die Lösung seiner Fälle setzt er weniger seinen Verstand als vielmehr seine Fäuste ein.

Sam Spade ist einer der berühmtesten Privatdetektive der Literatur, sozusagen der brutale Gegenentwurf zu Hercule Poirot, die abgebrühte Großstadtvariante von Sherlock Holmes. Während diese beiden Kriminalisten in unzähligen Büchern auftauchen, hat Sam Spade nur einen einzigen Auftritt. Aber was für einen: „Der Malteser Falke“ zeigt nicht nur den massigen Privatdetektiv in voller Aktion, sondern erfindet gleich eine neue Literaturgattung: „Hard-boiled detective novel“ nannte man diese Krimis später, eine Welt der hartgekochten, der hartgesottenen und desillusionierten Helden.

Sam Spade und seinen Nachfolgern sind Moral und Gesetz herzlich egal; für die Lösung ihrer Fälle setzen sie weniger ihren Verstand als vielmehr ihre Fäuste ein. Obwohl diese hard-boiled-Detektive politisch inkorrekt und coole Sexisten sind, zeigen sie der Welt der Kriminalliteratur etwas Neues: Die bis dahin geltende Trennung zwischen Gut und Böse, zwischen Schwarz und Weiß ist im modernen Dschungel der Großstadt nicht möglich. Auch Sam Spade will eben nur seine Dollars, auch er ist korrupt, vielleicht ein bisschen weniger als die anderen. Sein Fall beginnt im Detektivbüro von Spade & Archer. Eine attraktive Miss Wonderly bittet um Hilfe, möchte ihre verschwundene Schwester wiederfinden und wünscht die Überwachung des „Gangsters Thursby“. Spades Partner Archer übernimmt den Auftrag, wird aber, ebenso wie Thursby, in derselben Nacht ermordet. Ein Strudel aus Gewalt und Gier reißt Sam Spade mitten hinein in die Suche nach einer wertvollen, edelsteinbesetzten Skulptur, dem „Malteser Falken“. Nichts ist, wie es scheint: Wonderly heißt eigentlich Bridget O’Shaugnessy, ihr Verhältnis mit Spade ist nicht ganz von Liebe bestimmt und auch die Konkurrenten in diesem Wettlauf, Caspar Gutman und Joel Cairo, wechseln die Seiten und Identitäten. Furios führt der 1894 in Maryland geborene Samuel Dashiell Hammett durch all diese Kehrtwendungen bis zum Showdown. Der Roman erschien 1930, bereits ein Jahr später wurde er verfilmt. Aber erst das Remake von 1941 – mit Humphrey Bogart als Spade – machte Schauspieler und Buch zu Weltstars. So wie Hammetts Roman eine neue Gattung erfand, so gilt auch „Die Spur des Falken“ als erster Vertreter eines spezifischen Genres, des Film noir.

Der Malteser Falke - Von Dashiell Hammett
Ein Königreich für ein Bild!

Für das Drehbuch, so will es die Fama, ließ Regisseur John Huston einfach die Dialoge aus dem Roman abtippen – Dialoge, die auch heute noch überzeugen. Dashiell Hammett starb 1961 in New York. Fünf Romane hat er geschrieben, von denen „Rote Ernte“ (1929) und „Der gläserne Schlüssel“ (1931) zu den bekanntesten zählen. Sieben Jahre arbeitete Hammett selbst als Detektiv in der Agentur Pinkerton, trat 1937 in die Kommunistische Partei ein und wurde deshalb in den 1950ern, während der McCarthy-Ära, wie Bertolt Brecht von den Kommunistenjägern verhört. Wegen Missachtung des Gerichts verbrachte er fünf Monate im Gefängnis, erlitt kurz danach einen schweren Herzanfall, zog sich zurück und verarmte. Zuletzt lebte er von kaum mehr als 100 Dollar im Monat Kriegsveteranen-Rente. „Der Malteser Falke“ erschien zuerst als mehrteilige Serie in dem Pulpmagazin „Black Mask“, das schon lange nicht mehr existiert. Die deutsche Ausgabe des Romans aber ist nach wie vor im Diogenes-Verlag lieferbar: Eine clevere Detektivgeschichte, eine tragische Liebesgeschichte und der erste, hard-boiled-Roman der Weltliteratur. Nur dank Sam Spade und seinem Schöpfer wurde die Kriminalliteratur zu einem Genre, das soziale Missstände kritisiert und unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhält.

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