Der Mäzen und seine Mission

Franziska Maderthaner, "The Mad Collector", 2015 (Ausschnitt)
Sammler Heinz J. Angerlehner hält trotz Firmenpleite mit seinem Museum Kurs.

The Mad Collector“, der verrückte Sammler, heißt das große Gemälde, das die Künstlerin Franziska Maderthaner Heinz Josef Angerlehner gewissermaßen auf den Leib gemalt hat: In der für die Künstlerin typischen Montage-Technik aus abstrakten, altmeisterlichen und zeitgenössischen Motiven verbinden sich darin Elemente aus Caravaggios „Bekehrung des Paulus“ mit einer Aufnahme des coolen Don Draper aus der TV-Serie „ Mad Men“ in einem Gewitter aus geschütteter Farbe.

Angerlehner, der seit 2013 in Thalheim bei Wels sein Privatmuseum in einer umgebauten ehemaligen Montagehalle betreibt, ist in Sachen Kunst sowohl ein Bekehrter als auch ein Missionar: Das Werk von Künstlerinnen und Künstlern, die er einmal für gut befunden hat, verfolgt und sammelt er mit viel Enthusiasmus und Treue, ungeachtet dessen, ob es gerade „angesagt“ ist oder nicht. Mit seinem Museum will er seine Begeisterung auf die Umgebung überspringen lassen.

Preis für Lebenswerk

Vergangene Woche erhielt Angerlehner von der Wiener Wirtschaftskammer den „Vienna Art Award“ für sein sammlerisches Lebenswerk.
Zuvor hatte jedoch die Insolvenz von vier Firmen aus der von ihm gegründeten „Ferro Montagetechnik“ (FMT)-Gruppe für Schlagzeilen gesorgt: Manch einer vermutete Parallelen zum Fall des bauMax-Gründers Karlheinz Essl, dessen Sammlung vom Bau-Tycoon Hans-Peter Haselsteiner aufgefangen werden musste.
„Durch die Insolvenz ist die Weiterführung meines Museums nicht gefährdet“, hält Angerlehner im KURIER-Gespräch dagegen fest. „Das Museum und die Sammlung waren immer von der FMT klar getrennt.“

Tatsächlich befindet sich die mehr als 1500 Werke starke Sammlung außerhalb von Gläubiger-Begehrlichkeiten; ein Verkauf der Eigentümergesellschaft „FMT Industrieholding“ an die Grazer Gruppe „Christof Industries“, einem einstigen Mitbewerber im Industrieanlagenbau, ist mittlerweile auf Schiene.

Die bisherige Eigentümerin der Holding war Angerlehners Privatstiftung, die auch hinter der Museums-Betriebsgesellschaft steht.
Solange die FMT Gewinne erwirtschaftete, finanzierten diese auch das Museum mit. „Natürlich fällt diese Einnahmequelle künftig weg“, sagt der Sammler. „Der Museumsbetrieb ist momentan nicht gefährdet, nur hoffe ich, dass wir noch mehr Förderer und Sponsoren bekommen, und dass nun auch eine Unterstützung vom Bund, dem Bundesland Oberösterreich und der Stadt Wels kommt.“

Angerlehner sieht sein Haus als Angebot an die Region – wenn ihm lokale Medien Selbstgefälligkeit unterstellen, weil etwa sein Porträt in Kunstwerken auftaucht, wurmt ihn das merklich.

Salon für alle

Auch in der aktuellen Schau von Irene Andessner, „Salonporträts“, sind zwei Konterfeis des Sammlers zu sehen, allerdings als Re-Inszenierungen historischer Fotos (in weiteren Rollen treten Klaus Albrecht Schröder, Gerald Matt und Toni Faber auf).
Doch es reicht ein Blick in das Programm und das Vermittlungsangebot des Hauses, um zu sehen, dass es Angerlehner nicht bloß um Selbstdarstellung geht: Mit der Retrospektive von Maderthaner zeigt er – wie zuvor mit Jürgen Messensee oder Alois Riedl – Künstlerinnen und Künstler, die man anderswo nicht in vergleichbarer Breite zu sehen bekommt.

Dass gespart werden muss, stellt der Museumsgründer dabei nicht in Abrede. Auch beim Sammeln hält sich der „Mad Collector“ mittlerweile zurück. Aber er betont: „Wir können aus der Sammlung Angerlehner noch viele Ausstellungen machen.“

Info: Der Sammler und das Museum

Heinz J. Angerlehner, 1943 in Wels geboren, gründete 1980 sein Unternehmen „FMT“ für Industriemontagen und begann, eine Kunstsammlung aufzubauen. Nach der Übersiedlung der Firmenzentrale wurde der Standort in Thalheim bei Wels umgebaut und 2013 als „Museum Angerlehner“ eröffnet.

Noch bis 29. 11. zeigt das Museum eine Retrospektive der Malerin Franziska Maderthaner sowie Werke des isländischen Künstlers Erró. Bis 10. 1. 2016 ist die Serie „Salonporträts 1900 –2015“ mit Reinszenierungen historischer Porträtfotografien von Irene Andessner zu sehen. Von 14. 11. bis 6. 3. 2016 zeigt das Museum eine Werkschau des bayerischen Malers Bernd Zimmer. Wegen des Umbaus wird bis 13. 11. ein reduzierter Eintrittspreis verlangt.

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