„Der letzte Weg“ des Bergsteigers Gerfried Göschl

Drei Männer auf einem schneebedeckten Berggipfel mit Bergpanorama im Hintergrund.
Im Jänner brach der steirische Extrembergsteiger zur ersten Winterüberschreitung eines Achttausenders auf. Er kam nicht zurück. „Servus TV“ zeigt am 25. Mai die letzten Aufnahmen von Göschl und seinem Team. im Karakorum.

Es hätte ein Film über eine Sternstunde des Alpinismus werden sollen. Heute sagt Regisseur Hans-Peter Stauber: „Es war meine schwerste Arbeit.“

Der Expeditionsleiter und Extrembergsteiger Gerfried Göschl, der schon den Mount Everest, den Nanga Parbat, den Hidden Peak und andere Achttausender bezwungen hatte, wollte heuer im Februar und März am  Hidden Peak (auch Gasherbrum I genannt) die erste Winterbesteigung sowie die erste Winterüberschreitung (Aufstieg über eine andere Route als Abstieg) eines Achttausenders  schaffen.

Mit dieser Pionierleistung wären er und seine Bergkameraden in den Kreis der berühmtesten Alpinisten der Geschichte aufgerückt. Göschl war bekannt für sein umfassendes Alpinwissen, seine akribische Planung und seine Entschlossenheit, „nicht einmal einen erfrorenen Finger“ zu riskieren. „Ich gehe nicht auf den Berg, um zu sterben“, lautete sein Leitsatz.

Dennoch muss unter dem Gipfel etwas Unvorhersehbares eingetreten sein, das Göschl und seine zwei Begleiter überrascht hat. War es der orkanartige Wintersturm, der einige Stunden früher als erwartet losbrach? Es wird nie zu klären sein.

Letzter Funkkontakt

Ein Mann mit Stirnlampe, eingepackt in einen gelben Schlafsack.

 Am Morgen des 8. März meldete sich Göschl zum letzten Mal bei seiner Frau Heike und den Töchtern daheim in Liezen: „Ich glaube, wir schaffen es.“

Am 9. März gab es noch eine Funkmeldung zum Basislager: Man sei wenige Stunden unter dem Gipfel. Danach konnte kein Kontakt mehr hergestellt werden. Zwei polnischen Bergsteigern  gelang an diesem 9. März die Winter-Erstbesteigung über die Normalroute. Die beiden erzählten, sie hätten Göschls Zelte auf der anderen Seite des Gipfels gesehen.

Später – nach dem Sturm – gab es keine Spur mehr. Weder Suchtrupps noch Helikopterflüge konnten ein Zeichen der  Verschollenen finden. Gerfried Göschl, der heuer 40 geworden wäre, Cedric Hählen, 30, Ausnahmekletterer und jüngster Schweizer auf dem K2, sowie Nisar Hussain, der beste Bergsteiger Pakistans, werden nicht zurück kommen.

Selbst gedrehte Aufnahmen

All das zeigt die berührende Dokumentation „Der letzte Weg“, die Servus TV heute, Freitag, um 20.15 Uhr im Rahmen der Reihe „Bergwelten“ ausstrahlt. Hans-Peter Stauber und sein „Bergwelten“-Team (Stauber hat fast zwei Jahrzehnte lang gemeinsam mit Lutz Maurer die Serie „Land der Berge“ im ORF betreut, die beiden wechselten im Vorjahr zu Servus TV) hatten geplant, die Expedition  bis zum Gipfel aus Sicht der Bergsteiger zu zeigen. Dazu wurden Göschl, Hählen sowie der polnische Expeditionsteilnehmer Darek Zaluski mit Handkameras ausgerüstet und am Dachstein von Stauber und dem Spezialisten Tone Mathis eingeschult.

Das meiste Filmmaterial stammt von Zaluski, der überlebt hat, weil er sich für den letzten Gipfelsturm zu schwach fühlte und im Basislager blieb. Einiges hat Göschl auch selbst gedreht.

Wenn man sieht, wie er sich selbst filmt, als er bei minus 40 Grad nicht schlafen kann und das Bild seiner Familie anschaut, versteht man, warum Heike Göschl sagt: „Ich weiß nicht, ob ich mir den Film jetzt schon anschauen kann.“ Dennoch war sie von Anfang an dafür, das Projekt fertigzustellen: „Ich weiß, wie wichtig es für Gerfried war, und ich will es zur Erinnerung für unsere Kinder aufheben.“

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