Eine betörende Marie und lustvolle Polkas

Nikolaus Habjan kompensiert den Humor, der dem Werk fehlt
„Der Karneval in Rom“ konzertant im Theater an der Wien

von Susanne Zobl

Was tun mit einem Werk, das nicht so richtig zündet, aber zum Festjahr doch gehört werden will wie „Der Karneval in Rom“ von Johann Strauss?

Roland Geyer, Intendant von 200 Jahre Johann Strauss, macht das Richtige. Er lässt diese Operette konzertant aufführen und setzt auf bewährte Assistenz. Der Puppenspieler Nikolaus Habjan hat bereits während Geyers Intendanz am Theater an der Wien konzertante Opernaufführungen mit seinen Puppen pointiert kommentiert. Für diese Strauss-Operette erfand er den Musikwissenschafter Julius Bienenzeisel. Er führt die Puppe selbst und spricht seinen Text mit einem leicht wienerischen Idiom. Köstlich teilt er kleine Seitenschlenkerer gegen die noch immer nicht zustande gekommene Regierung und einen gescheiterten Tiroler Millionär aus. Stundenlang könnte man Habjan zuhören. Er kompensiert den Humor, der dem Werk fehlt. Dessen Handlung ist „ausgesprochen abstrus“, lässt er seinen Bienenzeisel sagen.

Ein Mädchen aus den Tiroler Bergen wurde von ihrem Geliebten, einem Maler, sitzen gelassen. Als sie erfährt, dass er in Rom ein Atelier hat, reist sie ihm nach, verkleidet sich als Mann, vermiest ihm eine Affäre mit einer verheirateten Gräfin und gewinnt ihn zurück. Daneben tauchen noch ein Duell-freudiger Graf und zwei Maler auf. Kein Wunder, dass diese „Operette“ von der „Fledermaus“ aus den Spielplänen gedrängt wurde, denn von der Musik bleibt wenig im Ohr. Das vokale Kraftzentrum ist Miriam Kutrowatz als Marie. Ihr Sopran klingt in allen Lagen schön. Sie singt mit Ausdruck, verfügt über die nötige Stimmakrobatik bei den Koloraturen und betört in den lyrischen Passagen. Benjamin Bruns brauchte als Maler Arthur Byk eine gewisse Anlaufzeit, überzeugte mit guten Phrasierungen und ließ den Glanz seiner Tenorstimme schimmern. Adrian Eröd, eine Luxusbesetzung für die kleinere Rolle des Malers Hesse, punktet mit Charme und seinem noblen Bariton. Norbert Ernst ist sein würdiger Kollege Rafael. Paul Schweinester überzeugt als Graf, setzt seine Tenorstimme pointiert ein. Ilia Staple ist eine sehr intensive Gräfin. Erwin Ortners Arnold Schoenberg Chor intoniert bewährt exzellent. Besonders hervorzuheben dessen Solisten. Patrick Hahn, der an den beiden vorangegangen Abenden Schönberg und Beethoven mit den Wiener Symphonikern aufgeführt hat, überzeugt am Pult dieses Orchesters auch als Strauss-Dirigent. Weiche Linien, Drive, deutliche Akzente und lustvoll gestaltete Polkas verschaffen ihm wie allen Beteiligten herzlichen Applaus.

 

KURIER-Kritik: 3 1/2 von 5 Sternen